: Proteste nach der Beerdigung
TUNESIEN Zehntausend nehmen Abschied von dem ermordeten Oppositionellen Brahmi. Danach fordern sie den Rücktritt der Regierung
TUNIS afp | Nach der Beisetzung des ermordeten Oppositionspolitikers Mohamed Brahmi ist es in der tunesischen Hauptstadt Tunis zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Die zumeist jugendlichen Protestteilnehmer forderten am Samstag den Rücktritt der Regierung und die Auflösung der Verfassunggebenden Versammlung. Die Polizei setzte große Mengen Tränengas ein, um die Protestkundgebung aufzulösen, die Demonstranten warfen Steine auf die Sicherheitskräfte.
Zuvor hatten mindestens zehntausend Menschen dem ermordeten Oppositionspolitiker die letzte Ehre erwiesen. Sie begleiteten den Sarg vom Wohnhaus Brahmis in einem Vorort der Hauptstadt zum zentral gelegenen Friedhof El Jellaz.
Brahmi, ein linksnationalistischer Oppositionspolitiker, war am Donnerstag beim Verlassen seines Hauses erschossen worden. Laut Autopsie trafen ihn 14 Kugeln. Brahmis Angehörige machten die islamistische Regierungspartei Ennahda für die Tat verantwortlich. Innenminister Lotfi Ben Jeddou erklärte hingegen, hinter dem Mord steckten radikale Salafisten.
Nach der Beerdigung zogen zumeist jugendliche Demonstranten vom Friedhof vor den Sitz der Verfassunggebenden Versammlung am Bardo-Platz. Sie riefen „Die Regierung muss heute fallen“ und „Die Verfassunggebende Versammlung muss aufgelöst werden“. Nach dem Tränengaseinsatz flüchteten die Demonstranten, versammelten sich aber erneut in den Zufahrtsstraßen zum Bardo-Platz.
Als Reaktion auf den Mord zogen zwei oppositionelle Parteien ihre insgesamt 42 Delegierten aus der Verfassunggebenden Versammlung zurück. Sie riefen dazu auf, am Bardo-Platz eine Sitzblockade abzuhalten, bis das Gremium, das eine neue Verfassung ausarbeiten soll, und die Regierung aufgelöst seien.
Unter dem Eindruck der Proteste gingen die nichtreligiösen kleineren Regierungsparteien auf die Opposition zu. „Die Tendenz geht nun in die Richtung, die Machtbasis zu erweitern“, sagte der Sprecher der Verfassunggebenden Versammlung, Mufdi al-Masady, am Samstag.