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Archiv-Artikel

„Es ist notwendig, dass sich die SPD erneuert“

POSTPLATZECK Klara Geywitz soll neue Generalsekretärin der SPD im Potsdamer Landtag werden. Platzeck-Erbe Dietmar Woidke hält sie für eine gute Wahl als kommenden Ministerpräsidenten, und die CDU ist keine Option als Mitspielerin auf einer Regierungsbank

Klara Geywitz

■ 37, ist SPD-Landtagsabgeordnete in Brandenburg und stellvertretende Parteivorsitzende. Sie will neue Generalsekretärin werden.

taz: Frau Geywitz, im Personaltableau nach Matthias Platzecks Rücktritt sind Sie als neue Generalsekretärin vorgesehen. Freuen Sie sich?

Klara Geywitz: Ja, doch. Ich habe Respekt vor der Aufgabe und werde mich hier in Brandenburg um das Vertrauen der SPD bewerben.

Matthias Platzeck war, wie Manfred Stolpe, elf Jahre Ministerpräsident, beide galten als Typ Landesvater. Hat Dietmar Woidke das Zeug dazu?

Er hat natürlich keine elf Jahre Amtsbonus. Aber alle, die ihn näher kennen, wissen, dass er ein lebenslustiger, bodenständiger Kerl ist.

Das mit lustig und bodenständig hat der Brandenburger noch nicht so richtig mitgekriegt …

Ach, ich denke schon. Er war ja fünf Jahre Landwirtschaftsminister, und ich weiß, dass 2009 sehr viele Bauern bedauert haben, dass er Fraktionsvorsitzender wurde. Auch wir Abgeordneten hatten eine Träne im Knopfloch, als er uns verlassen hat, um 2010 Innenminister zu werden. Mit seinem neuen Amt wird er stark in der Öffentlichkeit stehen, und dann werden die Brandenburger sich schnell ein Bild von seiner Persönlichkeit machen.

Woidke geht ohne Koalitionsaussage in den Landtagswahlkampf 2014. Eine gute Idee?

Ja, das ist eine gute Idee, das machen wir immer so.

Matthias Platzeck hat bei seinem Abschied gesagt, auch sein Nachfolger sei an die Beschlüsse des Landtags gebunden, nämlich Lärmschutz und Flugrouten. Wie stark ist Dietmar Woidkes Position überhaupt, wenn er sich weigert, in den BER-Aufsichtsrat zu gehen?

Das kann durchaus nützlich sein. In einem Aufsichtsrat muss man die Interessen der Gesellschafter vertreten, und da ist es für Dietmar Woidke jetzt einfacher, ganz klar die Interessen der Brandenburger zu vertreten, auch gegenüber der Flughafenbetreibergesellschaft. Gerade im Bereich Schallschutz muss von dieser Seite eine Schippe draufgelegt werden.

Bei der Brandenburger SPD nehmen wenige Frauen Spitzenämter ein. Woran liegt das?

Das ist eine falsche Beobachtung. Wir haben mit Dagmar Ziegler aus unseren Reihen die stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Bundestag.

Sie sind erst 37 Jahre alt. Kann man sagen, dass mit Politikerinnen wie Ihnen jetzt ein Generationswechsel einsetzt?

Ich denke schon. Es ist ja ganz normal und notwendig, dass sich die SPD auch erneuert. Mit Dietmar Woidke werden wir einen Ministerpräsidenten haben, der zehn Jahre jünger als sein Vorgänger ist.

Personalrochade bei der SPD

■ Mit dem angekündigten Rücktritt von Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck beginnt sich auch das Personalkarussell zu drehen. Nachfolger Platzecks soll Innenminister Dietmar Woidke werden. Dem wiederum soll der bisherige Fraktioschef Ralf Holzschuher folgen. Neuer Fraktionschef, so hat es der Landesvorstand beschlossen, soll der bisherige Generalsekretär Klaus Ness werden. Ihm soll schließlich Klara Geywitz folgen. „Das Stühlerücken der SPD“, kommentierte der grüne Fraktionschef in Potsdam, Axel Vogel, „offenbare die Schwächen der Fixierung der Brandenburger SPD auf eine einzige Person.“ (wera)

Jetzt, da Matthias Platzeck geht – müssen Sie die Brandenburger CDU als stärkere politische Konkurrenz ansehen?

Die CDU hat jetzt den zwanzigsten Neustart in ihrer Landesgeschichte vollbracht. Ich wünsche dem Team alles Gute, aber ich glaube, die haben genug zu tun, sich um sich selbst zu kümmern. Die sind noch weit davon entfernt, Regierungsverantwortung wahrnehmen zu können.

Und wie groß ist die Gefahr, dass nun wieder mehr linke Wähler der Linkspartei statt der SPD ihre Stimme geben?

Ich sehe für derlei Befürchtungen keinen Anlass. Der Fraktionsvorsitzende Christian Görke tourt ja gerade durchs Land und bemüht sich, bekannt zu werden. Wir werden für uns kämpfen, wir haben vor, 2014 wieder stärkste Fraktion zu werden. Ich gehe davon aus, dass das klappt. INTERVIEW: ANJA MAIER