: Eon stapelt tief
Nach Rekordgewinn rechnet der weltgrößte private Energieversorger die Gewinnaussichten für 2006 klein
DÜSSELDORF taz ■ Hohe Energiepreise und Unternehmensverkäufe sorgen beim Düsseldorfer Energieriesen Eon für volle Kassen: Der Umsatz stieg 2005 um 21 Prozent auf 56,4 Milliarden Euro (2004: 46,7 Milliarden), der Gewinn vor Steuern stieg um 8 Prozent auf 7,3 Milliarden Euro (2004: 6,8 Milliarden). Das berichtete der Konzern gestern bei der Vorstellung seiner Bilanz.
Der satte Gewinn ist zum großen Teil Unternehmensverkäufen geschuldet, mit denen der ehemalige Mischkonzern den Umbau zum reinen Energieversorger vorantreibt: Der Verkauf der Immobilientochter Viterra und der Beteiligungsgesellschaft Ruhrgas Industries sorgte für einen Buchgewinn von rund 3 Milliarden Euro. Eon profitierte auch von den höheren Strom- und Gaspreisen, die den Umsatz hochtrieben. Im Ergebnis steigerte der Konzern die Kapitalrendite auf 12,1 Prozent. 2004 betrug sie 11,5 Prozent.
Trotz der guten Zahlen verlor Eon gestern gut ein Prozent seines Börsenwertes. Grund dafür waren vor allem die vorsichtigen Gewinnaussichten, die Vorstandschef Wulf Bernotat bekannt gab. Er rechnet für 2006 mit einem Nettoergebnis von 3,4 Milliarden Euro.
„Der Ausblick enttäuscht. Die Märkte verlangen mehr“, sagte Theo Fitz, Energieanalyst bei der Privatbank Merck Finck & Co. „Selbst ohne die außergewöhnlichen Erträge liegt der bereinigte Eon-Gewinn des letzten Jahres bei 3,67 Milliarden Euro“, so Stephan Wulf, Analyst beim Bankhaus Oppenheim. Es rechne für 2006 denn auch mit einem Nettoergebnis von rund 4 Milliarden Euro.
Eon-Chef Bernotat hat durchaus ein Interesse, die weiterhin glänzenden Geschäftsaussichten möglichst tief zu hängen. Schließlich will der Konzern nicht mit Rekordgewinnen auf Kosten hoher Verbraucherpreise prahlen.
Für Unsicherheit sorgt aber auch weiterhin Eons unentschiedener Bieterkampf um den spanischen Stromkonzern Endesa: „Wir sind fest entschlossen, Edesa zu kaufen“, betonte Bernatot. Die Übernahme für 30 Milliarden Euro wäre die größte in der Geschichte der Energiebranche.
TARIK AHMIA
meinung und diskussion SEITE 11