Knappen knapp gescheitert

SPITZENSPIEL Der FC Schalke 04 verpasst nach einem 2:2 beim Hamburger SV den Sprung an die Spitze. Die Mannschaft von Trainer Felix Magath kann die zwischenzeitliche Führung nicht verteidigen

HAMBURG taz | Für den HSV hätte es bessere Voraussetzungen geben können: Nach einer Woche mit acht Gegentoren in Leverkusen und Anderlecht waren die Champions-League-Plätze in weite Ferne gerückt. Die Mannschaft war abgekämpft. Und nun war der FC Schalke 04 nach Hamburg gekommen, der sich auf Platz eins der Tabelle schleichen wollte.

Heraus kam ein 2:2-Unentschieden, das HSV-Trainer Bruno Labbadia nicht glücklich machte: „Wir hatten das Ding eigentlich im Griff“, sagte er und war unzufrieden mit einer Elfmeter-Entscheidung, die zum zwischenzeitlichen 1:2 geführt hatte.

Bekanntlich hat der HSV in der Winterpause Ruud van Nistelrooy geholt, den er eigentlich peu à peu an alte Leistungsstärke heranführen wollte. Nun machte er gegen Schalke sein viertes Spiel von Beginn an in zehn Tagen. Das konnte einem durchaus Sorgen machen, denn schon beim 3:4 in Anderlecht hatte sich der Niederländer nicht die besten Noten verdient. Aber schon nach einer Halbzeit gegen Schalke hatte er klargemacht, dass man seinen Europa-League-Auftritt als aktive Erholung verstehen musste. In einem Spiel, das beide Mannschaften am Sonntagnachmittag eher verhalten angingen, hatte ein quirliger van Nistelrooy die erste gute Chance, als er nach einer Viertelstunde eine Freistoßflanke volley nahm und knapp am langen Pfosten vorbeiballerte. Danach war Schalke die bessere Mannschaft. Das Tor fiel aber auf der anderen Seite: Der nach längerer Zeit in die erste Elf gerückte Nationalspieler Piotr Trochowski trat einen scharfen Freistoß genau auf Torwart Manuel Neuer; der konnte nur abklatschen, und ebenso geistesgegenwärtig wie akrobatisch bugsierte van Nistelrooy den Ball ins Netz.

Nach der Pause zeigten die Schalker, dass sie die Tabellenführung wollten: Sie rückten bei Ballbesitz schneller auf, kämpften sich zurück ins Spiel. Das gelang auch dank des eingewechselten Alexander Baumjohann. Er flankte, HSV-Verteidiger David Rozehnal verlängerte versehentlich genau auf Kevin Kuranyi, der nur noch einnicken musste (62.). Wenig später dann sogar die Führung: Van Nistelrooy verlor den Ball in der Schalker Hälfte, sprintete 60 Meter zurück – und foulte nach Ansicht des Schiedsrichters Baumjohann im Strafraum. Den Elfmeter verwandelte Ivan Rakitic (68.). Schalke machte weiter: Nach 73 Minuten rettete HSV-Verteidiger Tomás Rincón im Tor liegend für den geschlagenen Rost auf der Linie – mit dem Kopf.

Auch HSV-Trainer Bruno Labbadia hatte ein gutes Händchen: Nur ein paar Minuten nach seiner Einwechslung traf der in der Torwartbranche nicht gerade gefürchtete Jonathan Pitroipa zum 2:2-Ausgleich (77.). Danach ging es wild auf und ab, ein Tor gelang keiner Mannschaft mehr.

Schalke hat die Tabellenführung verpasst, hat aber keine schlechte Ausgangsposition für die direkten Duelle mit Bayern und Leverkusen. Der HSV muss nun ausgerechnet den Intimfeinden aus Bremen den Einzug ins Pokalfinale wünschen, weil dann auch Platz sechs für die Qualifikation zur Europa League reichen könnte. JAN KAHLCKE