LESERINNENBRIEFE
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Einsatz-Kolumne

■ betr.: „Berliner Szenen. Auf dem Boden“, taz vom 30. 7. 13

Auf Leuten, die nicht sonderlich beliebt sind (hier: MitarbeiterInnen des Ordnungsamtes), rumzuhacken, ist eine wohlfeile Angelegenheit. Eine Minirecherche (sind Kolumnisten eigentlich auch Journalisten?) hätte dem Autor die Erkenntnis beschert, dass die Parkraumkontrolleure des Ordnungsamtes keine anderen Aufgaben wahrnehmen dürfen. Das Wegwerfen der Kippen zu bemängeln, war allerdings berechtigt – aber dann hätte die Kolumne ja nur einen Satz gehabt.

GÜNTER SCHICHT, Berlin

Lippenbekenntnisse

■ betr.: „Bürger sind weiter als die Politik“, Flüchtlinge stören … nicht“, taz vom 30. 7. 13

Ich kann zwei zusammenhängende Informationen nicht in Einklang bringen: „Für die Erhebung wurden 1.005 Menschen in der Stadt befragt.“ Frau Wierth folgert daraus in ihrem Kommentar „80 Prozent der BerlinerInnen haben keine Probleme mit Flüchtlingen in der Nachbarschaft.“ Berlin hat über 3,5 Millionen Einwohner. Um sich da über eine Zustimmung von 80 Prozent freuen zu können, bräuchte es wohl mehr als 1.005 Personen.

Erlauben Sie mir bitte noch eine Anmerkung zur Glaubwürdigkeit solcher Umfragen. Ohne Namen und persönliche Betroffenheit kann man vieles positiv sehen. Machen Sie mal eine Umfrage zur Akzeptanz von Massentierhaltung; da werden sich 80 Prozent dagegen aussprechen und trotzdem das billigste Fleisch kaufen. So viel zum Thema Lippenbekenntnisse in anonymen Umfragen. RENATE RYCHLIK, Berlin

Gut integriert

■ betr.: „Bürger sind weiter als Politik“, taz.de vom 29. 7. 13

Die Flüchtlinge am Oranienplatz sind bereits gut integriert in der Nachbarschaft. Es finden bereits mehrere Fußballturniere statt. Mehrere Mannschaften aus der Umgebung spielen mit Flüchtlingen Fußball. Alle Infos bekommen Sie am Infopoint oder bei der Kotti-Initiative. STEFAN, taz.de

Gentrifizierungsfalle?

■ betr.: „Smart in Neukölln“, taz vom 24. 7. 13

Ich bin relativ erstaunt über Ihr sogenanntes Zitat in Ihrem Bericht, insbesondere die Vertreibung von Künstlern aus dem Umspannwerk. Sie schreiben: „Langfristig sollen hier Wohnungen im Luxussegment entstehen. Aber noch ist nichts verkauft. Und bis das passiert, sind wir erst mal hier.“ Ein Bleiberecht auf Zeit, die klassische Gentrifizierungsfalle also, in der die Künstler verlassene Orte aufwerten, um im nächsten Schritt selbst vertrieben zu werden?

Ich darf vielleicht einmal bemerken, dass ich höchstpersönlich die Gespräche zwischen Savvy Contemporary und dem Eigentümer vermittelt habe, der hier keinerlei (Luxus-)Bauträgermaßnahme durchführt, auch keine Luxuswohnungen verkauft, sondern – was sehr lobenswert ist – das Gebäude insgesamt Künstlern, Architekten und anderen Kreativen überlässt, die dieses als Gemeinschaft erwerben (verschenken kann er es nicht) und in dem diese dann selbst ganz eigene Vorstellungen in ihren Räumen verwirklichen. Es entsteht somit eine total kreative und rein private (nicht kommerzielle) Mischung von Individualisten und Kunstförderern.

Die Künstler werden also nicht vertrieben, sie bekommen den Besitz! Savvy bestreitet, diese angeblich zitierte Aussage so gemacht zu haben.

Nur Savvy kann (derzeit noch) nicht selbst kaufen, Savvy mietet deshalb zunächst. Das darf aber nicht zu einer so falschen Interpretation führen. Und Savvy würde gerne kaufen, wenn das Projekt erfolgreich wird. Ich würde das begrüßen …

Alleine aber schon der Umstand, dass es durch Savvy auch recht laut wird im Haus, würde den Verkauf von – wie Sie es genannt haben – „Luxuswohnungen“ völlig unmöglich machen.

J. FLEINER, Osiris GmbH & Co. Kg

Der Mann an der Spitze

■ betr.: „Wo so irre weit zu gucken ist“, taz vom 25. 7. 13

Der Bericht ist erfrischend und zugleich spannend geschrieben, macht Lust auf eine baldige Tour. Bedauerlicherweise bezeichnen Sie den Mann an der Spitze des Zuges als Fahrer. Die Berufsbezeichnung lautet Lokomotivführer. Nicht Zugführer und schon gar nicht Fahrer. So viel Spießigkeit muss gestattet sein. Es grüßt herzlich ANDREAS PETZOLD,

Lokomotivführer Fernverkehr Hamburg

Stimmungsmache

■ betr.: „Kombi-Tests für HIV und Syphilis vor dem Aus“, taz vom 25. 7. 13

Dieser Titel ist falsch. Er dient der Stimmungsmache, aber nicht der Information. Das aus Lottomitteln finanzierte Modellprojekt war immer ein zusätzliches und zeitlich befristetes Angebot für bestimmte Zielgruppen. Nach wie vor bieten fünf Zentren für sexuelle Gesundheit und Familienplanung der Berliner Gesundheitsämter ohne lange Wartezeiten für diese Risikogruppen genauso wie für alle anderen HIV-Antikörper Tests und kostenlose Untersuchungen auf sexuelle Infektionen an – davon zu sprechen, dass der Senat die Prävention streicht, ist falsch und populistisch. WILTRUD SCHENK, Berlin

Anmerkung der Redaktion: Dass es auch die Tests der Gesundheitsämter gibt, stand im Text.

Sektkorken knallen nicht

■ betr.: „Neue Bezirksbürgermeisterin“ in Friedrichhain-Kreuzberg, taz.de vom 31. 7. 13

Na ja, ich denke, die Sektkorken werden wegen Monika Herrmann nicht knallen. EWER, taz.de