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Archiv-Artikel

Kein Tammtamm ums Geld

Das Schifffahrts- und Marinemuseum in der Hafencity ist zweieinhalb Millionen Euro teurer als bisher bekannt war. Senat versteckt Mehrkosten in Grundstücksgeschäft. Museum erfordert kostspielige Umbauten an benachbartem Speichergebäude

von GERNOT KNÖDLER

Der Senat hat Kosten des Schifffahrts- und Marinemuseums Peter Tamm an der Öffentlichkeit vorbeigemogelt. Neben den 30 Millionen Euro für die Trägerstiftung darf das Museum kostenlos Grundstücke und Gebäude nutzen. Nach der taz vorliegenden Unterlagen bezahlt die Stadt außerdem knapp 1,65 Millionen Euro Umbaukosten für den benachbarten Speicher der Firma Gebr. Heinemann – ein Posten, der in der Drucksache nicht auftaucht, mit der die Bürgerschaft der Errichtung des Museums zugestimmt hat. Die meisten Parlamentarier dürften an dieser Stelle nicht gewusst haben, worüber sie abstimmten.

Versteckt sind die Millionen in einem Immobiliengeschäft. Die Liegenschaftsverwaltung verkaufte der Firma Heinemann das Grundstück, auf dem ihr Speicher steht, mit einem kräftigen Abschlag. Diese Konstruktion ist im Hafen gängig: Den Firmen gehören die Gebäude, die Grundstücke, auf denen diese stehen, sind von der Stadt aber nur gepachtet.

Vom Grundstückswert abgezogen werden mussten die Einschränkungen, die die Gebrüder Heinemann zu Gunsten des Schifffahrtsmuseums hinnehmen. Denn die Bürgerschaft erlaubte dem Museum nicht nur, den Kaispeicher B 99 Jahre lang unentgeltlich zu nutzen, sondern sicherte ihm auch auf 30 Jahre hinaus 2.000 Quadratmeter Nutzfläche im benachbarten Speicher der Firma Gebr. Heinemann.

Das Museum darf den zweiten Stock des Heinemann-Speichers für Büros und Lagerräume nutzen, überwiegend als Bibliothek. Nach Auskunft von Firmeninhaber Claus Heinemann soll der ganze Speicher in ein Verwaltungs- und Bürogebäude umgebaut und mittels einer Brücke mit dem Tamm‘schen Kaispeicher B verbunden werden. Das Nutzungsrecht wurde im Grundbuch eingetragen und damit gesichert.

Während dies der entsprechenden Bürgerschaftsdrucksache entnommen werden kann, ist von den Umbaukosten, die das Museum am Nachbargebäude verursacht, hingegen nicht die Rede. Die 1,65 Millionen Euro hat die Liegenschaftsverwaltung der Firma erlassen – unter den Augen von Parlament und Öffentlichkeit und doch an ihnen vorbei.

Die Kulturbehörde sieht das anders: „Die Vereinbarung zwischen der Peter Tamm Sen. Stiftung und der Firma Heinemann ist Bestandteil der von der Bürgerschaft im Januar 2004 beschlossenen Drucksache und stellt keine Neuigkeit dar“, teilte sie mit. Die Höhe des möglichen Mindererlöses sei reine Spekulation. Die Tamm-Stiftung ließ die Fragen der taz hamburg unbeantwortet.

Die Mehrkosten gesellen sich zu anderen Posten, die zwar bekannt sind, aber in der Regel nicht in Rechnung gestellt werden. Knapp 880.000 Millionen Euro weniger hat die Liegenschaft wegen des Mitnutzungsrechts in Heinemann-Gebäude eingenommen, und für den Kaispeicher B, der dem Tamm-Museum kostenlos überlassen wird, müsste wohl ein hoher Millionen-Euro-Betrag veranschlagt werden. Letzteres schätzt die Kulturbehörde allerdings anders ein. Der Speicher stehe unter Denkmalschutz und sei deshalb für einen Investor schwer zu verwerten, argumentiert sie.

Die Großzügigkeit der Liegenschaftsverwaltung in Sachen Tamm-Museum ist einigermaßen verwunderlich, zeigt sie sich bei anderen Projekten doch ziemlich knauserig. Regelmäßig klagen Politiker aller Couleur darüber, dass sie Grundstücke für den Wohnungsbau zu teuer verkauft und damit junge Familien aufs Land treibt.

Auch Wohnprojekte, wie zum Beispiel Greves Garten, die alte Bausubstanz erhalten und die der Senat grundsätzlich unterstützt, finden bei der Liegenschaft keine Gnade. Das genannte Wohnprojekt musste sich im Höchstgebotsverfahren gegen andere Bieter durchsetzen.