LESERINNENBRIEFE
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Der gute Onkel lügt, klaut, spitzelt

■ betr.: „Manning bleibt in der Schusslinie“, taz.de vom 31. 7. 13

Laut amerikanischer Verfassung hatte Bradley Manning sogar die Pflicht, sich an die Öffentlichkeit zu wenden. Schon in der Eisenhower Ära hätte klar werden müssen, dass der militärisch industrielle Komplex sich das Land unterwerfen wird. Die Gründe für den Vietnamkrieg waren erstunken und erlogen, Millionen Menschen starben. Dafür wurde kein Befehlshaber bestraft. Im Irak war es wieder so. Alles war laut Exaußenminister Colin Powell erstunken und erlogen. Warum soll jemand jetzt ein Verschwörungstheoretiker sein, nur weil er einer US-Administration nichts mehr glauben will?

Eine gewaltige Unterdrückungsmaschine gegen das eigene Volk wird in Stellung gebracht. Al-Qaida ist ein Natterngezücht aus eigener Produktion. Es nutzt den Herrschenden gleich zweimal. Innenpolitisch, um Totalüberwachung und Demokratieabbau zu begründen. Außenpolitisch, um immer neue Waffengänge zu ermöglichen. Die Maske des guten Onkels aus Amerika ist durch Bradley Mannings Heldentat gefallen. Der Onkel USA lügt, klaut, spitzelt und bricht in mittelalterlicher Art Kriege vom Zaun. BERND GOLDAMMER, taz.de

Wut-Bürger in Uniform

■ betr: „Doch nicht an allem schuld“, taz.de vom 30. 7. 13

Bundespräsident Joachim Gauck lobte erst kürzlich den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan und bezeichnete die Soldaten als „Mut-Bürger in Uniform“.

Wenn ich an „Mut-Bürger in Uniform“ denke, dann fällt mir dazu unweigerlich ein Name ein, nämlich der des US-Soldaten Bradley Manning, der geheime Berichte und geheimes Video-Material vom Irak-Krieg an die Enthüllungsplattform WikiLeaks weiterleitete. Dafür wurde er nun von einem US-amerikanischen Gericht wegen Spionage verurteilt. Im droht eine Freiheitsstrafe von mindestens 21 und maximal 136 Jahren.

In einem Video von Manning sehen wir, wie schießwütige US-Soldaten menschenrechtswidrig von einem Hubschrauber aus auf mehrere irakische Zivilisten schießen und sie töten. Dies ist nur eine von vielen Gräueltaten der sogenannten Irak-Befreier, welche den US-Soldaten Bradley Manning vom „Wut-Bürger in Uniform“ zum „Mut-Bürger in Uniform“ hat werden lassen.

Die von Manning veröffentlichten Videos beweisen die ganze Grausamkeit des Krieges und dass darin die Menschenrechte außer Kraft gesetzt werden. Es kämpfen nicht nur Soldaten gegen Soldaten, sondern Soldaten gegen alles, was sich bewegt und zwei Beine hat. Schlimm daran ist, dass Bradley Manning dafür wegen Spionage verurteilt wird, die wahren Schuldigen und Mörder aber ungeschoren davonkommen. Das lässt auch mich zum „Wut-Bürger ohne Uniform“ werden! ROLAND KLOSE, Bad Fredeburg

Respekt!

■ betr.: „Doch nicht an allem schuld“, taz.de vom 30. 7. 13

Bradley Manning hat den Amis das gegeben, was sie am dringendsten brauchen: ein wahres und differenziertes Bild ihrer grausamen, unethischen und verlogenen Scheißkriegsmaschine. Dafür gebührt ihm Respekt und aufrichtiger Dank seiner großen Nation, der nichts Schlechteres einfällt, als ihn dafür formal zu verurteilen. Das zeigt, dass der Krebs der menschlichen Indifferenz tief in die Hirne der dortigen Militärherrscher und seiner (auch weiblichen) Paladine eingedrungen ist. FORMER TIMES, taz.de

Heuchler!

■ betr.: „Doch nicht an allem schuld“, taz.de vom 30. 7. 13

Was haben die Weiße Rose mit den Geschwistern Scholl oder die Generäle um Graf Staufenberg anderes gemacht, als Landesverrat zu begehen – die Verbrechen einer Regierung öffentlich zu machen?

Wer heute noch als Mitglied der Regierung diese Widerstandskämpfer als vorbildlich ehrt und zugleich ein Asyl in Deutschland für Edward Snowden oder einen Friedensnobelpreis für Badley Manning als „weltfremd“ bezeichnet, ist einfach nur ein elender Heuchler! Nils Berger, taz.de

Mutiert zum Überwachungsstaat

■ betr.: „So groß ist der große Bruder“, taz vom 2. 8. 13

Immer neue Hiobsbotschaften erreichen uns über den Ausspähskandal der NSA, und was macht unsere Bundesregierung? Sie taucht ab, vernebelt und verschleiert das tatsächliche Ausmaß der Zusammenarbeit unserer Geheimdienste mit der NSA oder stellt sich ahnungslos wie die Kanzlerin. Und als Krönung fährt Frau Merkel auch noch in den Urlaub und überlässt das Land weiterhin seinem Ausspähschicksal. Herr Pofalla versucht sich in hilflosen Erklärungen, und der sonst doch so „freiheitsliebende“ Bundespräsident Gauck versucht sich in harmlosen Statements. Nun sollen es sogar noch mehr als drei Prism-Programme gewesen sein, doch eine flächendeckende Überwachung durch die NSA soll es in Deutschland nicht gegeben haben. Das glaubt doch kein Mensch mehr. Tatsache ist doch, dass wir derzeit einen historischen Angriff auf den Rechtsstaat erleben und wir auf dem besten Wege sind, zu einem Überwachungsstaat zu mutieren! Frau Merkel wird weiterhin eine Politik des Abwartens und der Desinformation betreiben. Darüber sollten wir uns im Klaren sein, wenn wir im September vor die Wahlurne treten! THOMAS HENSCHKE, Berlin