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Archiv-Artikel

Unter Verdacht

KRIMINALITÄT Wetter-Experte Jörg Kachelmann sitzt wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung in U-Haft

Kachelmann wird vorgeworfen, seine langjährige Freundin nach einem Streit zum Sex gezwungen zu haben

Der ARD-Wettermoderator Jörg Kachelmann ist wegen des Verdachts der Vergewaltigung seiner früheren Lebensgefährtin festgenommen worden. Der 51-jährige Schweizer sitzt Polizeiangaben zufolge seit Samstag in Untersuchungshaft, nachdem er bei seiner Einreise aus Kanada am Frankfurter Flughafen in Gewahrsam genommen wurde.

Nach den bisherigen Ermittlungen wird ihm vorgeworfen, Anfang Februar seine langjährige Freundin nach einem vorangegangenen Beziehungsstreit in ihrer Wohnung in Schwetzingen im Rhein-Neckar-Kreis gewaltsam zum Geschlechtsverkehr gezwungen zu haben. Die Frau hatte ihn im Februar angezeigt. Der Tatverdacht erhärtete sich laut Staatsanwaltschaft so sehr, dass das Amtsgericht Mannheim Haftbefehl gegen Kachelmann erlassen hat.

Die Ermittler gaben den Namen des Verhafteten zunächst nicht bekannt, bestätigten dann aber einen Bericht von bild.de. Kachelmann, der sich sein meteorologisches Wissen autodidaktisch angeeignet hat, ist Deutschlands bekanntester Wetterexperte, der mit seiner lockeren Art über so manches Tief hinüberrettete. Mit seiner Firma Meteomedia präsentiert er im Wechsel mit Moderatorenkollegen das „Wetter im Ersten“ vor der „Tagesschau“ und nach den „Tagesthemen“. Abseits vom Wetter war er Moderator bei der MDR-Talkshow „Riverboat“ und – weniger erfolgreich – Nachfolger von Hans-Joachim Kulenkampff in der Show „Einer wird gewinnen“. Die ARD wollte keine Stellungnahme abgeben. Kachelmanns Anwalt Professor Ralf Höcker aus Köln wies die Anschuldigungen in einer ersten Stellungnahme zurück: „Die Vorwürfe sind falsch und frei erfunden.“ Bei Kachelmanns Firma Meteomedia hieß es: „Wir halten das für ein Missverständnis, das sich sicherlich schnell aufklären wird.“

Der letzte Fall, bei dem ein prominenter Fernsehmoderator wegen Vergewaltigungsverdachts in die Schlagzeilen geriet, war im Jahr 2003. Andreas Türck, der mit einer gleichnamigen ProSieben-Talkshow bekannt geworden war, wurde vorgeworfen, eine Frau auf einer Frankfurter Brücke gewaltsam zum Oralsex gezwungen zu haben. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt erhob Anklage wegen Vergewaltigung. Monatelang wurde die angebliche Tat in den Medien ausgeschlachtet. Im September 2005 wurde Türck freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft hatte den Freispruch wegen „erheblicher Zweifel“ an der Glaubwürdigkeit des Opfers beantragt. Türcks Fernsehkarriere war zu Ende. TAZ