Die Schwelle ist wieder da

Sie wurde von der Deutschen Bahn erst abgebaut, dann zurückgestellt: Die Holocaust-Gedenkinstallation in Köln

Sie ist wieder da. Vor dem Bahnhof. Die Gedenkinstallation Die Schwelle erinnert seit vergangener Woche wieder an die Beteiligung der Reichsbahn am Holocaust. Ende Januar hatte die Initiative „Die Bahn erinnern“ sie dort aufgestellt und der Stadt und ihren Bürgern geschenkt, ohne Genehmigung (taz berichtete). Einen Monat später, Rosenmontag wurde sie entfernt. Wie der stellvertretende Bahnmanager Jens Severin die Initiative wissen ließ, war der Grund die „besondere Rettungsweg-Situation“ zu Karneval. Severin bedauerte, die Initiative nicht von dem Schritt informiert zu haben. Außerdem warte er auf eine Entscheidung der Stadtverwaltung, die der Leiter des Ordnungsamtes Robert Kilp bereits angekündigt habe. Der Stadt obliegt laut Vertrag mit der Bahn die Verkehrssicherungspflicht für diesen Bereich. Da bislang noch keine Entscheidung getroffen wurde, beschlossen drei Vertreter der Initiative das Kunstwerk beim Gepäckcenter im Hauptbahnhof abzuholen. Nachdem die Zuständigkeiten zwischen einem hilfsbereiten Hausmeister, einem nervösen Schlüsselträger, der den Sicherheitsdienst alarmierte und dem Bahnmanagement geklärt worden waren, brachten sie die Gedenkinstallation an der alten Stelle wieder an.

Mittwoch will Roderich Stumm vom Kulturdezernat und Robert Kilp mit VertreterInnen der Initiative das weitere Vorgehen beraten. Die Beteiligten geben sich betont unaufgeregt: Kilp meint, die Bahn könne für das Mahnmal sorgen. NRW-Bahnsprecher Frank Gassen-Wendler sagt: „Wir sind da relativ unbeteiligt.“ Am momentanen Standort könne Die Schwelle aber nicht bleiben, da solle sich die Stadt und die Initiative einigen, denn sie sei ja eine Schenkung an die Stadt. Stumm will ein geordnetes Verfahren, wie es für Kunst im öffentlichen Raum vorgesehen ist. Ende April wird der Fall erstmal dem Kunstbeirat vorgestellt. Wolfgang Richter von der Initiative „Die Bahn erinnern“ sagt: „Es geht uns nicht um einen Konflikt mit der Stadt Köln, sondern dem NS-Kapitel der deutschen Bahngeschichte und dem Gedenken an die Opfer der Deportationen endlich einen Raum in der Öffentlichkeit zu geben“. Solange die Bahn AG ihre Räume stur verschließe, stehe Die Schwelle vor dem Eingang des Hauptbahnhofes am richtigen Ort.“ CHRISTIAN GOTTSCHALK