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Archiv-Artikel

„Bock auf etwas Neues“

RETROSPEKTIVE Psychedelisch soll’s werden! Jan Plewka als Simon & Garfunkel auf Kampnagel

Tom Stromberg

■ 53, ist Regisseur, Film- und Theaterproduzent und lebt in Berlin. Er war von 2000 bis 2005 Intendant des Schauspielhauses.

taz: Tom Stromberg, was ist Ihre Motivation als Regisseur, gemeinsam mit dem Sänger Jan Plewka Simon & Garfunkel wiederzuentdecken?

Tom Stromberg: Nach acht Jahren Beschäftigung mit Rio Reiser hatten wir einfach Bock auf etwas Neues.

Und?

Wir betranken uns, schauten eine Live-DVD der beiden im Central Park und konnten die Lieder irgendwann in- und auswendig. Dann dachten wir uns: Lasst uns daraus doch etwas machen!

Wofür steht aus Ihrer Sicht das Duo Simon & Garfunkel?

Paul und Arthur im Duo waren immer die Netten von nebenan, wenn man sich zum Beispiel den Drogenkonsum ihrer Zeitgenossen in der Rockszene ansieht. Ich fand ihre Lieder schon immer einfach schön.

Kann man sie denn als politische Band betrachten? Im Ankündigungstext werden sie als „musikalisches Trostpflaster“ fürs Volk dargestellt – mit zeitweilig „schwammigen Protest-Metaphern“.

Sie wurden von sich politisch gebenden Leuten zu ganz bestimmten Zwecken instrumentalisiert. Das musikalische Trostpflaster findet sich sicherlich in Pauls Auftritt zum zehnjährigen Gedenken an 9/11 in New York vor zwei Jahren, bei dem er „Sounds of Silence“ spielte. Aber dazu wurde er von offizieller Seite gebeten.

Also?

Wenn, dann wurden sie eher zu einer politischen Band gemacht, als dass sie es waren. Es ist ihnen einfach passiert.

Was ist das Theatralische an Ihrem Musiktheater-Abend „Sound of Silence“?

Auf den ersten Blick wird man denken, dass es sich bei der Aufführung eher um eine Lesung handelt.

Wie jetzt? Plewka singt gar nicht?

Doch, doch. Aber wir arbeiten in unserer Interpretation auch mit vielen psychedelischen Bildern und originalen Textelementen, die vorgelesen werden. Teils haben wir die Texte aber auch so sehr uminterpretiert, dass man sie kaum wiedererkennen wird. Man darf gespannt sein.

Wie ergeht es Ihnen mit Jan Plewka?

Eine tolle Zusammenarbeit! Er ist einer der kreativsten Menschen, die ich kenne.

Werden die Aufführungen so erfolgreich wie der Rio-Reiser-Abend?

Ich hoffe.

INTERVIEW: CARSTEN BISPING

„Sound of Silence – Jan Plewka singt Simon & Garfunkel“: 20 Uhr, Kampnagel; weitere Termine: 7.–11., 20. und 21. August