: Wahlkampf beleuchtet Juntamord
CHILE Ermittlungsrichter lehnt erneut Anklage gegen Vater von rechter Präsidentschaftskandidatin wegen dessen Verwicklung in Militärdiktatur ab. Angehörige von Diktaturopfern kündigen neue Berufung an
BUENOS AIRES taz | Fernando Matthei muss nicht vor Gericht. Der Exluftwaffengeneral und Vater der rechten chilenischen Präsidentschaftskandidatin Evelyn Matthei muss sich nicht wegen des Vorwurfs der Folter und des Mordes verantworten. Das entschied bereits zum zweiten Mal der zuständige Ermittlungsrichter Mario Carroza.
Politisch brisant an der Sache ist, dass es sich bei dem Opfer um Alberto Bachelet, dem damaligen Luftwaffengeneral und Vater der heutigen linken Präsidentschaftskandidatin und früheren Präsidentin Michelle Bachelet, handeln soll. Alberto Bachelet war unter dem sozialistischen Präsidenten Salvador Allende für die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung zuständig. Am 14. September 1973, drei Tage nach dem Militärputsch, wurde er verhaftet. Bachelet wurde in eben jenem Gefangenenlager in der Luftwaffenakademie eingesperrt, dessen Leitung wenige Monate später Fernando Matthei übernahm. Bachelet wurde wegen Landesverrats angeklagt und mehrfach gefoltert. Er starb am 12. März 1974 im Alter von 51 Jahren in einem Gefängnis in der Hauptstadt Santiago.
Im Juli 2012 war deshalb auch Anklage gegen zwei Exluftwaffenoffiziere erhoben worden, aber nicht gegen Fernando Matthei. Deshalb hatte die Angehörigenorganisation der Diktaturopfer AFEP im September 2012 Klage gegen Matthei eingereicht. Diese wurde abgewiesen.
Fernando Matthei steht jedoch im Rampenlicht, seit seine Tochter Evelyn ins Rennen um die Präsidentschaftswahl im November eingestiegen ist. Ein zweiter Anlauf zu einer Anklage gegen Matthei wurde am Montag ebenfalls von Richter Carroza abgewiesen. Die AFEP-Vorsitzende Alicia Lira kündigte jedoch schon den Gang vor das Berufungsgericht in Santiago an. „Wir haben genug Präzedenzfälle für eine erneute Berufung“, sagte Lira.
JÜRGEN VOGT