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SYLVIA PRAHL
Beim Sommerfest in der Kita hatte der nietenbärtige Kiez-DJ keine bessere Idee, als als erstes Lied eines von Faith No More zu spielen. Ich meine: Kita-Fest. Ich fragte kurz nach, ob er nicht etwas Kinderkompatibleres hätte. Ja, sagt er und spielt irgendwas mit Heideidei. Als ob es nix dazwischen gäbe. Robert Metcalf kennt er jedenfalls nicht. Mit dessen jüngst erschienener Scheibe „Sing mit mir! / With me!“ hätte unser Herr DJ den Nachmittag entspannt auf den Weg gebracht. Der in Berlin residierende Engländer Robert Metcalf singt zehn gut gelaunte Lieder, jeweils einmal auf Deutsch und einmal auf Englisch. Am Ende der CD sind alle Songs noch einmal in der Instrumentalversion zu hören, dann ist Karaoke angezeigt, Sprache frei wählbar. In den sparsam instrumentierten und rhythmischen Songs mit Ohrwurmpotenzial dekliniert Metcalf die Zahlen Eins bis Zehn durch. Besonders gut kommt in unserem Hause das Lied vom Hund mit den drei Beinen an. Da bemängelt meine Tochter nur, dass Metcalf letztens beim Konzert den Hund nicht mit auf die Bühne gebracht hat. Die Texte sind wie die Melodien eingängig und doch mit Tiefgang. Bei der Zahl Eins wird auf den einen Kopf zum Denken, das eine Herz zum Lieben und die Stimme, die man hat, hingewiesen. Und bei der Vier wird’s sogar poetisch, geradezu philosophisch, wenn die Jahreszeiten vier Kinder sind und nach ihrer Mutter gefragt wird.
Zusätzlich zum Mitsingen lädt Metcalf die Kids auf „Ich und Du – Schubidu!“ zum Kreisen, Springen, Tanzen ein. Das in großer Würde gealterte Werk ist eine veritable jazzy Musikshow, die Songs gehen direkt ins Bein, bei Groß und Klein. Selbst beim gefühlt zweihundertsten Anhören sind die Eltern noch gut gelaunt. Die Songs sind musikalische Hochkaräter und dazu gibt Robert Metcalf einen nonchalanten Showmaster mit unaufdringlichem Humor, die beteiligten Kinder stellen sich singend vor, die Musiker geben Kommentare zum Geschehen, und dann sind da noch die feinen Damen, die ihre Stöckelschuhe vorm Tanz abzulegen haben. Es wird gesummt, geschnalzt, geschnieft und geschlürft. Dazu gestampft, in die Knie gegangen und vor und zurück gehopst. Und die Kids vor den Lautsprechern machen hüftwackelnd mit. Der Superhit „Jetzt kann die Show beginnen“ ist in unserem Haushalt zu einer Art Weckruf geworden. Thematisch wird von „Ein Hut, ein Stock, ein Regenschirm“ über „Wir sind anders als ihr, na und, das macht das Leben eben bunt“ und „Schnapp dir einen Partner, gib ihm die Hand, guten Tag, wie geht es dir, dann geht’s ab durchs Land“ swingend die ganze Lebenspalette abgedeckt.