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Archiv-Artikel

Müllpate vom Niederrhein

Die Akte Hellmut Trienekens ist geschlossen. Zwei Jahre Haft auf Bewährung, gut 1 Million Euro Strafe sowie eine Bewährungsauflage in gleicher Höhe an die Staatskasse – so lautet das Urteil, das gestern das Landgericht Köln gegen den früheren Entsorgungsunternehmer verhängte. Damit endet nach acht Jahren die komplizierte juristische Auseinandersetzung mit dem Landschaftspflegesystem des einstigen „Müllpaten vom Niederrhein“.

Im Zuge des Kölner Müllskandals war 2002 auch das „System Trienekens“ aufgeflogen. Mit viel Geschick und gehöriger krimineller Energie hatte der Viersener Unternehmer aus dem Heu- und Strohgroßhandelsgeschäft seines Vaters eines der größten Entsorgungsunternehmen Deutschlands gemacht. Seine Geschäfte liefen Jahrzehntelang wie geschmiert. Die Grenzen zwischen legalen Zuwendungen und Bestechung, Freundschaft und Abhängigkeit verliefen fließend.

Von 1996 bis 2002 schleuste er umgerechnet 7,3 Millionen Euro mittels fingierter Rechnungen zu einer Briefkastenfirma in der Alpenrepublik. Das Schwarzgeld diente ihm nach den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft, „um nützliche Aufwendungen zu finanzieren und Türen zu öffnen“. Die Aufklärung, wer alles aus dieser Kasse bedient wurde, gelang allerdings nicht.

Trotzdem einigten sie sich aus Rücksicht auf die Herzkrankheit von Trienekens mit der Verteidigung und dem Gericht auf ein schnelles und mildes Urteil. Sowohl die Staatsanwaltschaft als auch das Gericht hielten dem 72-jährigen Ruheständler zugute, sich selbst nicht direkt bereichert zu haben. Strafmildernd werteten sie auch, dass die Lebensleistung des Unternehmers nach dem Beginn der Ermittlungen 2002 und der darauffolgenden Übernahme seines Konzerns durch RWE zerstört worden sei. Ein armer Mann ist Trienekens indes nicht geworden: Mehrere hundert Millionen Euro ließ sich der Essener Energiekonzern den Erwerb seines Müllimperiums kosten. Nun ist ihm wohl endgültig der Knast erspart geblieben. „Ich möchte mich für den gesamten Sachverhalt außerordentlich entschuldigen“, sagte Trienekens zum Abschluss des Prozesses. PASCAL BEUCKER