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Archiv-Artikel

Kluger Austausch

INTERNET Drei Millionen Mitglieder hat das Forschungsnetzwerk ResearchGate

Es gilt als das erfolgreichste deutsche Startup im Internetbereich: die in Berlin ansässige Forscherplattform ResearchGate. Vor Kurzem konnte das „Facebook der Forscher“ bereits das dreimillionste Mitglied begrüßen. Zuvor ergoss sich ein Dollarregen über das Social Network für Wissenschaftler, das sein zweites Firmenstandbein in Boston an der US-Ostküste hat. Ein amerikanisches Investorenkonsortium, zu dem auch Microsoft-Grüner Bill Gates gehört, investierte 35 Millionen Dollar in die weitere Entwicklung von ResearchGate, das mittlerweile 100 Mitarbeiter beschäftigt. Entsteht ein neuer Internetriese, diesmal aus Deutschland?

Ijad Madisch, der ResearchGate 2008 mit zwei Partnern gründete, hat eine Vision: „Unser Ziel ist es, die Wissenschaft aus dem Elfenbeinturm zu befreien. Wir wollen Wissen digitalisieren, zugänglich machen und somit den Fortschritt vorantreiben“, beschreibt er die Kernidee. Wissenschaftler stellen auf der Internetplattform ihre Forschungsarbeiten vor, suchen nach Projektpartnern, bitten um Hilfe, wenn Versuche scheitern oder breitere Recherchen nötig werden.

Es ist ein Austausch unter Gleichen: Mitglied kann bei ResearchGate nur werden, wer den Account einer wissenschaftlichen Einrichtung besitzt. „Der Gedanke kam mir während meiner Forschungszeit in Boston, als ich mit einem Forschungsproblem nicht weiterkam“, erinnert sich Madisch an den Heureka-Moment.

Madisch studierte damals Medizin und Informatik in Hannover und Harvard. „Durch ein Gespräch mit meinem späteren Mitgründer Sören Hofmayer wurde die Idee geboren, dass man ein Netzwerk für Forscher aufbauen muss, um diese Ineffizienzen zu beseitigen.“

Andere sahen das auch so. Zwei Jahre nach Gründung war ResearchGate auf 300.000 Forscher angewachsen, im September 2012 wurde die Zwei-Millionen-Marke erreicht. Die vernetzten Forscher kommen aus 193 Ländern, die meisten aus Deutschland, Indien, Großbritannien und den USA. Der Markt, in dem sich ResearchGate weiterverbreiten kann, wird auf 10 Millionen Wissenschaftler geschätzt, plus dazugehörige Techniker auf rund 20 Millionen.

Forschen in „Einsamkeit und Freiheit“ war das alte Humboldt’sche Wissenschaftsideal, dem ResearchGate eine neue digitale Solidarität gegenüberstellt und damit immer attraktiver wird. Nächster Schritt soll unter anderem die Einrichtung einer Stellenbörse sein, über die Unternehmen und Schulen die zu ihnen passenden Forscher suchen und finden können. MANFRED RONZHEIMER