: Der Karikaturenstreich
Nicht Freund, aber Helfer: In Köln schenken Polizei und Staatsschutz einem Witzversuch zu viel Beachtung
Die Aufregung um die Mohammed-Karikaturen ist abgeebbt. Doch für die Kölner Georg-Weerth-Gesellschaft könnte der Rumor noch juristische Folgen haben. Der laut Selbstdarstellung „parteiunabhängige Zusammenschluss junger Menschen, der sich der Analyse und Kritik der gegenwärtigen Zustände widmet“, wollte nämlich seinen eigenen Beitrag zum Clash der Kulturen leisten und stellte die inkriminierten Mohammed-Karikaturen aus der dänischen Zeitung Jyllands-Posten auf seine Homepage www.gwg-koeln.com. Doch weil die engagierten jungen Leute ahnten, dass sie damit keinen Muslim vom Gebetsteppich holen, steuerten sie noch eine Eigenkreation bei – ein Foto, das 1991 als Symbol des tumben Deutschen um die Welt ging: Ein Betrunkener im Trikot der deutschen Fußballnationalmannschaft und bepisster Jogginghose hebt den Arm zum Hitlergruß. In dieses Bild montierten die jungen Kölner einen Vollbart und das Wort „Mohammed“.
Damit wollten sie sich in die Tradition von Georg Weerth, Marx-Freund und Radikaldemokrat, stellen, haben aber vergessen, dass ein Witz auch lustig sein sollte. Es reicht eben nicht, wie ein anderer Kulturkämpfer aus Münster auf eine Toilettenrolle „Koran“ oder auf das Bild eines deutschen Deppen „Mohammed“ zu schreiben.
Zumindest Polizei und Staatsschutz haben den Witzversuch ernst genommen. Zunächst forderte ein Beamter die Entfernung der Karikaturen und warnte vor islamistischen Übergriffen. Dann beschuldigte die Düsseldorfer Bezirksregierung die Kölner, mit der Veröffentlichung der Karikaturen den öffentlichen Frieden zu stören, und verlangte deren Löschung unter Androhung von Ordnungsgeld. Auch der Provider wurde aktiv und sperrte kurzzeitig die Website. Jetzt ist die Seite wieder online, aber ohne die Karikaturen. Die Jugendlichen schmollen und sprechen in einer Presseerklärung ganz humorfrei von einer „Zusammenarbeit von deutschen Staatsorganen und radikalen Islamisten“.
Dabei dürften sich die Weerth-Epigonen eigentlich nicht beklagen, wurde die Öffentlichkeit doch erst durch die Mithilfe von Polizei und Staatsschutz auf ihre Jugendstreiche aufmerksam. PETER NOWAK