LESERINNENBRIEFE
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Ist das eine gute Perspektive?

■ betr.: „Den ganzen Tag lang lernen“, taz vom 10. 8. 13

Welcher Erwachsene wäre als Kind gern den ganzen Tag nur in der Schule geblieben? Und wer wäre dort gern nach dem Mittagessen wieder zum Unterricht gegangen? Verständlich, dass berufstätige Eltern Ganztagsbetreuung brauchen. Aber muss Betreuung gleich Unterricht/Schule sein? Für Chancengleichheit der Bildung käme es vor allem darauf an, Hausaufgaben und Nachhilfe im Elternhaus überflüssig zu machen.

Den ganzen Tag lang lernen erscheint mir als Alptraum und Überforderung der Kinder. Auch wenn in der Schule nicht den ganzen Tag gelernt wird, erscheint es mir zumal im Hinblick auf die Finanzen als vermessener Anspruch, wenn die Schule sich anmaßt, ganztägig das Leben der Kinder zu gestalten. Leben darf nicht nur Schule und dann Abendbrot und Ins-Bett-fallen sein.

Die Eltern ackern, die Kinder werden verwahrt. Ist das wirklich eine gute Perspektive? ELISABETH JALBERT, Hamburg

Anhängsel des Mannes

■ betr.: „Reich in der Mitte“, sonntaz vom 10. 8. 13

Ein interessanter Artikel, der bestätigt, dass einige, vielleicht viele, Gutverdienende durchaus solidarisch sind – beziehungsweise einfach bereit, einen bestimmten Preis für die Gesellschaft zu zahlen, in der sie leben möchten.

Irritierend aber die Vorstellung der Familien. Immer: Herr Sowieso macht das und das, und „seine Frau Sowieso …“. Fällt so was eigentlich bei euch keinem/r auf? Weder dem gemischten JournalistInnenteam noch der Redaktion? Und: Ist es euch wenigstens im Nachhinein ein bisschen peinlich? SILKE KARCHER, Berlin

Steuern wofür?

■ betr.: „Ich will dein Geld!“, taz vom 10. 8. 13

Die Frage ist ja nicht nur die Höhe von Steuern, sondern wofür und wie werden Steuergelder verwendet?

Ich bin durchaus froh, Steuern zahlen zu können, weil mir dieser Staat ein Umfeld ermöglicht hat, um im ökologischen Bereich Geld zu verdienen. Trotzdem gibt es irgendwo eine Grenze! Die Finanzierung einer militärischen Waffenlobby, von Geheimdiensten und überwiegend entscheidungslosen Politikern ist auf Dauer unerträglich.

Zu Zeiten als die taz gegründet wurde, habe ich mich nicht nur geweigert, Wehrdienst zu leisten, sondern ebenso Ersatzdienst. Der gesellschaftlich überwiegend wertvolle Ersatzdienst wurde immer dazu missbraucht, Geld für den Staat zu sparen (weil er durch die Arbeit der Ersatzdienstleistenden ja Geld sparte), dafür konnte der Staat dann wieder Granaten kaufen .… und so etwas konnte ich nicht unterstützen! Mit Steuern ist es ähnlich: Mehr Steuern gerne, vorausgesetzt gerechte Verteilung und sinnvoller Einsatz! Dann haben wir alle etwas davon! MANFRED LÜHRS, Süderdeich

Populistischer Aufmacher

■ betr.: „Ich will dein Geld!“, „Reich in der Mitte“, taz vom 10. 8. 13

Hallo taz-Macher_innen. Was soll der populistische Aufmacher der Titelseite? Wollt ihr etwa mit der Bild konkurrieren? Und dann die Seiten 20 bis 22. Welchen Informationswert soll die Vorstellung der drei Familien haben? Noch dazu zusammengerechnet eine ganze Seite Bildchen. Wenn ich die haben will, kauf ich mir die Gala. Will ich aber nicht!

Ein kurzer prägnanter Artikel über Steuer(un)gerechtigkeiten wäre aussagekräftiger und ich hätte weniger Papier zu entsorgen.

MARIANNE TEUBERT, Bremen

Gegen die Stille gewirkt

■ betr.: „Die Stille von Sant’Anna“, taz vom 9. 8. 12

Die verdienstvolle Reportage geht leider mit keinem Wort auf eine deutsche Initiative ein, die gerade gegen diese Stille wirken soll:

Das Essener Ehepaar Westermann hat vor einigen Jahren eine Spendensammlung begründet, um der Kirche von Sant’Anna di Stazzema eine neue Orgel als Ersatz für die bei dem Massaker vom 12. August 1944 zerstörte zu verschaffen. Der Spenderkreis war schließlich erfolgreich und konnte die Orgel erbauen lassen. Über den Kontakt mit der Regionalen Arbeitsgruppe Rhein-Ruhr West der Vereinigung „Gegen Vergessen – für Demokratie“ wurde diese Initiative auch dem damaligen Bundesvorsitzenden von „Gegen Vergessen – für Demokratie“ und heutigen Bundespräsidenten Joachim Gauck bekannt, weshalb er das Schreiben von Enrico Pieri sofort einordnen konnte – wahrscheinlich geht die Ermutigung zu diesem Schreiben sogar auf den direkten Kontakt des Bundespräsidenten zum italienischen Staatspräsidenten Napolitano zurück. Im Kasten, der die Hintergründe zusammenfasst, wäre gut noch Platz für die Erwähnung dieser Initiative gewesen.

Am 16. November 2013 wird übrigens in der Pauluskirche in Duisburg-Hochfeld ein Solidaritätskonzert zugunsten von Sant’Anna di Stazzema stattfinden, das dazu beitragen soll, dass die neue Orgel regelmäßig erklingen kann – damit die Stille von Sant’Anna durchbrochen wird. GÜNTHER NEUMANN,

Sprecher der Regionalen Arbeitsgruppe Rhein-Ruhr von „Gegen Vergessen – für Demokratie“ e. V., Duisburg