piwik no script img

Archiv-Artikel

Was brauchen die Kinder?

betr.: „Das Auslaufmodell“, taz-dossier zum Internationalen Frauentag vom 8. 3. 06

Ich fand das taz-dossier gut und vielseitig. Allerdings gibt es eine Fragestellung, die immer fehlt in allen Debatten um dieses Thema: Wer fragt eigentlich nach den Kindern? Es wird immer nur gefragt: Was wollen die Frauen, was will die Wirtschaft, was die Gesellschaft? Wer fragt denn noch: Was brauchen die Kinder? Die Schwierigkeit ist, dass man die Kinder nicht fragen kann. Kinder können über eine solche Frage nicht nachdenken, keine Vergleiche gedanklich anstellen und ihr tieferes Empfinden verbalisieren. Und Kinder haben eine unglaubliche Gabe, sich zu arrangieren mit den Gegebenheiten.

Was ist das Ziel unserer Erziehung? Dass die Kids so früh und so schnell wie möglich auf der Höhe der Zeit sind und im System funktionieren? Oder vielleicht, dass sie ihre einmalige individuelle Persönlichkeit entfalten können, um die Welt mit ganz neuen, möglicherweise unkonformen Ideen und Fähigkeiten zu bereichern und weiterzubringen? In der Debatte um die Mütter wird das Kindsein auf die äußere Betreuungsnotwendigkeit reduziert und das Muttersein auf die biologischen Vorgänge. Das Leben mit Kindern wird auf Hausarbeit reduziert und als Aufopferung abgestempelt, was sicherlich oft der Realität entspricht, aber nicht so sein muss. Liegt es nicht in unserer Hand als Mütter, das Leben mit Kindern zu Hause zu einem Beruf zu machen, in dem wir all unsere kreativen, geistigen, sozialen und manuellen Fähigkeiten nicht nur einsetzen, sondern entfalten und weiterentwickeln können? LILO WEILER, Lübeck

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor.Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.