: Parallelen zur Drogensucht
VORBEUGUNG Die Hamburger Gesundheitssenatorin will über Essstörungen informieren
Bei Essstörungen stehen Früherkennung und Prävention im Vordergrund. Das ist die Botschaft von Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD), denn „gut ein Fünftel aller 11- bis 17-Jährigen weist Anzeichen eines gestörten Essverhaltens auf“, sagt sie. Magersucht, Bulimie (Ess-Brech-Sucht) und Esssucht heißen die häufigsten Krankheiten, die daraus entstehen können.
Doch was sind ihre ersten Anzeichen, was die Symptome? Darüber und über die konkreten Hilfsangebote in Hamburg informiert die in diesen Tagen startende Info-Kampagne „Nur Essen im Kopf?“, die die Gesundheitsbehörde gemeinsam mit der Hamburgischen Landesstelle für Suchtgefahren konzipiert hat.
„Je früher eine Essstörung erkannt wird, umso besser kann sie geheilt werden“, sagt Susanne Hirschelmann, Mitarbeiterin des Vereins Kajal/Frauenperspektiven in Hamburg. Es gehe auch darum, „Vorformen zu erkennen“, wie etwa ein „auffällig langes Fasten“. Allerdings „hat nicht jeder Jugendliche, der eine Diät macht, gleich eine Essstörung“, warnt Hildegard Esse von der Hamburger Gesundheitsbehörde vor übertriebener Hysterie der Eltern.
„Essstörungen sind eine heimliche Krankheit, die wir sehr ernst nehmen müssen“, betont Cornelia Mertens, Vizevorsitzende der der Landesstelle für Suchtgefahren. Magersucht und Bulimie gehörten längst „zu den häufigsten chronischen Krankheiten im Kindes- und Jugendalter“.
Während bei Mager- und Esssüchtigen die Krankheit an einem späten Zeitpunkt auch äußerlich sichtbar werde, hätten Bulimiker zwar meist ein leichtes Untergewicht, seien aber ansonsten oft „unauffällig und leistungsstark“. Die Landesstelle fordert deshalb, Esssucht endlich als Suchtkrankheit offiziell anzuerkennen. Amerikanische Studien zeigten, dass schwere Essstörungen deutliche Parallelen zur Drogensucht aufwiesen.
Noch immer landeten Esssüchtige zu oft unter dem Messer des Chirurgen – etwa zur Magenverkleinerung – statt im Behandlungszimmer des Therapeuten. Dabei gäbe es, so Mertens, in Hamburg und dem Umland mittlerweile genügend stationäre Behandlungsmöglichkeiten für Essgestörte, allerdings immer noch viel zu wenige ambulante Angebote. MAC
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