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Archiv-Artikel

Entlastende Niederlage

3. LIGA Nach ihrem Traumstart in die Saison verlieren Osnabrücks Fußballer mit 1:2 gegen Rostock

Dem VfL fehlen die Einwechselspieler, um bei einem Rückstand nachlegen zu können

Das Gefühl, sich in einem Fahrstuhl zu befinden, der unkontrolliert mal in die eine, dann wieder in die andere Richtung rauscht, wird ein Fan des VfL Osnabrück wohl niemals los werden. Vergangene Saison wähnte man sich in Osnabrück schon fast sicher aufgestiegen in die Zweite Liga, und als daraus doch nichts wurde, kamen zum verpassten Aufstieg die miserable finanzielle Situation und der konfliktreiche Abgang von Trainer Wollitz hinzu. Der Fußballdrittligist musste in vielerlei Hinsicht von vorne beginnen. Also stellte sich die Fangemeinde auf eine Überlebenssaison ein, in der mit großen Erfolgen nicht zu rechnen sein würde.

Doch dann trumpfte die Mannschaft zum Ligastart auf, als wäre sie nicht gerade neu formiert worden. Der Weggang zahlreicher Leistungsträger war plötzlich kein Thema mehr. Die billigen Einkäufe aus Regionalligamannschaften und Fast-Absteigern verblüfften an den ersten drei Spieltagen sowie in der ersten DFB-Pokalrunde Journalisten, Fans und vielleicht auch sie selbst. Neun Punkte und 6:0 Tore. Dazu der Pokalsieg gegen Aue: Erfolg schien wieder machbar.

Und dann kam der Rückschlag. Zuerst verlor das Team des neuen Trainers Maik Walpurgis vergangenen Mittwoch im Landespokal gegen Wilhelmshaven und musste sich dann im eigenen Stadion am Samstag gegen Hansa Rostock ebenfalls mit 1:2 geschlagen geben. Dabei gefiel der VfL in der ersten Halbzeit noch durch eine perfekt umgesetzte Taktik und hohen Einsatz: Osnabrück ließ Rostock nicht ins Spiel kommen.

Daher war die Führung in der 24. Minute verdient, als erst Kapitän Andreas Spann einen Einwurf von David Pisot verpasste, dann aber Michael Hohenstedt mit einem sehenswerten Fallrückzieher den Ball per Bogenlampe im Netz versenkte. In den ersten 45 Minuten kamen die Gäste zu keiner nennenswerten Chance. Doch nach der Pause ermöglichte ein Fehlpass von Pisot den Rostocker Ausgleich. Und dann bröckelte das Fundament der Lila-Weißen.

VfL-Trainer Walpurgis konnte nicht nachlegen, weil ihm die Einwechselspieler fehlen, die für frischen Druck sorgen könnten. Der Erfolg scheint beim VfL nur möglich, solange alles gut geht, sich kein Akteur der Startelf verletzt und der VfL nicht in Rückstand gerät. Mit Walpurgis ist in Osnabrück endlich ein Coach in der Verantwortung, der Motivation und Taktik gleichermaßen beherrscht und der zuvor beim Regionalligisten SF Lotte bewiesen hat, dass er langfristig ein aussichtsreiches Team aufbauen kann. Mit Tom-Christian Merkens und Dennis Wegner hat er junge Leute geholt, die zu wichtigen Spielern heranreifen können. Im Tor ist Daniel Heuer Fernandes als U21-Nationalkeeper Portugals ein sicherer Rückhalt.

Vielleicht sind die beiden Niederlagen heilsam und nehmen den Druck von dem Team, das eigentlich nichts außer dem Klassenerhalt schaffen soll. Doch in Osnabrück ist die Zweite Bundesliga stets der Ort der Sehnsucht. Die dritte Spielklasse wird lediglich vorübergehend widerwillig hingenommen. Und so werden sich weiter Traum und Realität abwechseln.  HEIKO OSTENDORF