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Archiv-Artikel

Japanische Bäcker made in Germany

Ein spezielles Handwerksprogramm der in Bonn ansässigen InWEnt-Gesellschaft hat schon über 100 Japaner zur Ausbildung nach Deutschland gelockt. Für die Kammern ist der Austausch eine willkommene kostenlose Werbung

Japanische Bäcker, Fleischer, Tischler und Orthopädietechniker „Made in Germany“: Junge Japaner nehmen als frisch gebackene Handwerks-Gesellen ihr Know How mit in ihre Heimat, um sich dort selbstständig zu machen. Aus Sicht der Kammern werben sie damit auch für das deutsche Handwerk. „Das Brot in Deutschland schmeckt nach Natur. Ich möchte hier meine Ausbildung machen und dann meine eigene Bäckerei in Japan eröffnen“, sagt der angehende Geselle Kosaku Hidaka (24), der seit einigen Wochen in Köln Deutsch lernt.

Der Japaner gehört zu einer Gruppe, die ein spezielles Handwerks-Programm der in Bonn ansässigen InWEnt-Gesellschaft nach Deutschland gelockt hat. Die duale Ausbildung und die Gesellen- und Meisterausbildung in Deutschland haben einen sehr guten Ruf in Japan, erklärt Projektleiterin Marina Neuendorff. „Immer mehr junge Japaner interessieren sich für Berufe wie Floristen, Metzger oder Konditor“, sagt Neuendorff. In Japan existiere keine vergleichbare formalisierte Ausbildung. „Obwohl die Japaner keine direkte finanzielle Unterstützung erhalten, steigt das Interesse.“

Mehr als 100 Japaner haben über das Programm in den letzten zwei Jahren ihre Gesellenprüfung abgelegt, weitere gut 100 beteiligten sich an einer einjährigen betrieblichen Fortbildung. Die Internationale Weiterbildungs- und Entwicklungs GmbH InWEnt, deren Hauptgesellschafterin die Bundesregierung ist, nimmt die Japaner in ihrem Deutschland-Alltag an die Hand, etwa bei Wohnungssuche, Behördengängen oder mit Seminar- und Infoveranstaltungen.

Zahlreiche Handwerkskammern wie Köln, Düsseldorf, München, Potsdam und Münster unterstützen das Programm von InWEnt. „Das ist Imagewerbung für das deutsche Handwerk“, betont Rainer Gutmann von der Handwerkskammer Köln. „Wer hier als junger Japaner seine Ausbildung absolviert, könnte später interessant werden für deutsche Unternehmen, die in Asien einen Ko-operationspartner suchen“, begründet Gutmann das Engagement der Kammern. Diese wählen die Ausbildungsbetriebe aus und begleiten die ausländischen Azubis. Die Japaner hätten sich bisher bei Lerneifer und Motivation als vorbildlich erwiesen. Das könne vielleicht auch Anstoß sein für deutsche Jugendliche, hofft Gutmann.

Der 24-jährige Hidaka hat bereits in Japan als Bäcker gearbeitet – und das hat ihm Hunger gemacht auf mehr gemacht: „Deutschland ist mein Traumland, nicht nur bei dem tollen Brot. Ich mag auch die Musik, die Landschaft, die Bauwerke, die Menschen – alles“.

Auch Metzger-Geselle Hideki Tomita (28) ist über InWEnt, die Fach- und Führungskräfte in aller Welt qualifiziert und weltweit jährlich 55.000 Personen erreicht, nach Deutschland gekommen – und steht nun vor der Meister-Prüfung: „Ich möchte mit meiner japanischen Freundin, die gerade ihre Konditor-Meisterprüfung macht, in Japan einen Gasthof aufmachen.“ Japan sei traditionell keine Fleischesser-Nation, daher sei er zur Ausbildung hierher gekommen. Doch auch nach mehreren Jahren in Ulm wundert sich Tomita: „Ich staune noch immer, wie viel Wurst und Fleisch die Deutschen essen können.“ DPA