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Archiv-Artikel

Teheran will mit dem großen Satan reden

Revolutionsführer Chamenei gibt grünes Licht für Gespräche mit den USA über die Lage im Irak. Iran verfügt über großen Einfluss unter den Schiiten im Nachbarland. Im Innern ist dieser Schritt umstritten. Den Reformern geht er nicht weit genug

VON BAHMAN NIRUMAND

Irans Revolutionsführer Ajatollah Ali Chamenei hat gestern zugestimmt, mit den USA über die Situation im Irak zu verhandeln. „Die Amerikaner haben uns schon mehrmals in und außerhalb von Irak um Verhandlungen gebeten, aber wir haben stets abgelehnt“, sagte Chamenei. Doch wenn der Iran nun dazu beitragen könne, die katastrophale Lage im Irak zu beruhigen, werde man das Gesprächsangebot Washingtons annehmen. Die Behauptung, Teheran habe um das Gespräch gebeten, bezeichnete Chamenei als „Lüge“. „Wir sind der Meinung, dass die USA endlich das irakische Volk in Ruhe lassen sollten“, betonte der Revolutionsführer. Dies sei der beste Weg, um wieder Normalität einkehren zu lassen.

In der Tat hatte die US-Regierung schon vor Monaten Teheran die Bereitschaft zu einem Dialog über die Situation im Irak signalisiert. Grund dafür ist der große Einfluss Irans im Irak, vor allem unter den Schiiten, die seit dem Sturz Saddam Husseins die stärkste politische Kraft im Irak stellen. Die enge Verbindung zu den Schiiten geht auf die Zeit des iranisch-irakischen Krieges (1980–1988) zurück. Dieser hatte zur Folge, dass hunderttausende irakische Schiiten in den Iran flüchteten und sich bis zum Sturz des Baath-Regimes dort aufhielten. Hier bauten sie unter der Führung einflussreicher Ajatollahs den Widerstand gegen das Regime in Bagdad auf. Der Oberste Rat der Islamischen Revolution im Irak (Sciri) wurde bereits 1980 im Iran gegründet. Auch andere führende schiitische Geistliche fühlen sich Iran verbunden, wie Ajatollah Sistani, der iranischer Herkunft ist. Auch die Kurden wurden während der Saddam-Diktatur jahrelange von Teheran unterstützt.

Die USA haben Teheran schon oft aufgefordert, sich nicht in die inneren Angelegenheiten Iraks einzumischen. Am Montag erklärte Präsident George W. Bush, alliierte Truppen hätten mehrere improvisierte Sprengsätze und Bombenbauteile beschlagnahmt, die eindeutig im Iran hergestellt worden seien.

Dieser Vorwurf ist nicht unberechtigt. Teheran ist selbstredend nicht an einem Erfolg der USA im Irak interessiert. Solange die Lage im Irak chaotisch ist, werden die USA wohl kaum imstande sein, militärische Maßnahmen gegen Iran einzuleiten. Somit ist Irak ein Trumpf in der Hand der herrschenden Mullahs im Iran, mit dem sie stets Washington drohen können.

In Teheran stieß die Gesprächsbereitschaft mit den USA, die zunächst von Ali Laridschani, dem Generalsekretär des Obersten Nationalen Sicherheitsrats, geäußert wurde, bei den Hardlinern auf Ablehnung. Hossein Schariatmadari, Berater von Chamenei, erklärte, der Iran werde in eine „schreckliche Falle“ tappen. Andere sind der Meinung, ein direktes Gespräch mit Washington werde Irans Position stärken und das Land international aufwerten. Die Reformer fordern sogar, der Dialog solle sich nicht auf den Irak beschränken. „Wenn die Tür zum Dialog geöffnet wird, wird sich die Tür zum Krieg schließen“, schrieb die liberale Tageszeitung Schargh.

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