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Archiv-Artikel

David und Goliath

Liegt das Kind im Brunnen, wird man schlau. Doch Kultursenatorin Karin von Welck wird den Teilverkauf des Schauspielhauses weder abwenden noch mildern können: Für Nachverhandlungen auf Augenhöhe fehlt ihr die Macht

Wie viel Schauspielhaus braucht diese Stadt? Die Hälfte oder gar ein Drittel des aktuellen Bestandes? Vielleicht genügt dereinst auch ein Tourneetheater, das überhaupt keine Räume mehr braucht. Denn wer weiß, womöglich verkauft die Stadt irgendwann auch noch den großen Saal samt Bühne, sollten weiterhin Finanzen fehlen.

„Es ist kein schönes Gefühl, wenn einem von hinten das Haus zugemauert wird“, klagte in diesen Tagen Intendant Friedrich Schirmer, entsetzt angesichts der Tatsache, dass Parkhaus, Verwaltungsgebäude und Malersaal des Schauspielhauses an den französischen Investor „Captiva Capital Partners II SCA“ veräußert werden. Die Kulturbehörde hatte eine entsprechende Liste der Finanzbehörde im Vorfeld abgenickt. Die Lagerräume der Staatsoper dagegen waren rechtzeitig von der Liste gestrichen worden.

Auf Nachverhandlungen setze er, hatte Schirmer dann auch zu Protokoll gegeben – eine Hoffnung, die die Kultursenatorin durch eifrige Beschwörungen der eigenen Diplomatie genährt hatte. Jedoch gibt es da nicht viel zu verhandeln: Der Vertrag liegt bereits vor und wird – so die Bürgerschaft zustimmt – im Bündel mit den übrigen städtischen Immobilienverkäufen in Kraft treten. Dann gehören die Gebäude dem Investor, der stark interessiert sein dürfte an den ab 2057 lukrativ vermietbaren Parkplätzen in St.Georg.

Und wer sagt, dass ihn der Kunstsinn packt, ist die 50-jährige kostenfreie Weiternutzung der Gebäude durch das Schauspielhaus erst abgelaufen? Allenfalls Gutmütigkeit oder plötzlich aufkeimendes Mitleid können den Investor dann noch bewegen, dem Schauspielhaus wenigstens die Bürogebäude zu lassen, anstatt sie zum Parkhaus umzufunktionieren und den Malersaal zum Fitness-Center. Zwingen jedenfalls kann man ihn nicht. Denn Ex-Eigentümerin Karin von Welck hat keinerlei Druckmittel. Von Nachverhandlungen auf Augenhöhe kann keine Rede sein. PETRA SCHELLEN