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Archiv-Artikel

Bei Stahlkochern steigt der Druck

ROHSTOFFE Die Eisenerz-Lieferanten drehen kräftig an der Preisschraube. Der Betriebsrat von ThyssenKrupp fordert deshalb von der Politik ein Verbot der Spekulation und weniger Macht für große Minenbetreiber

DUISBURG dpa/rtr | Der Betriebsrat von ThyssenKrupp Steel Europe fordert von Bundesregierung und EU ein Verbot von Rohstoffspekulationen am Spotmarkt und ein Vorgehen gegen Rohstoffkartelle. „Es besteht die Gefahr, dass in Deutschland 30.000 und in ganz Europa hunderttausende Arbeitsplätze verloren gehen“, sagte Gesamtbetriebsratschef Wilhelm Segerath am Donnerstag in Duisburg. „Wenn das Oligopol der Eisenerzproduzenten seine drastisch überzogenen Forderungen nach Preiserhöhungen von mehr als 100 Prozent durchsetzen kann, dann droht dem Konjunkturaufschwung ein Rückschlag.“

Hintergrund ist eine neue Preispolitik der Lieferanten auf dem Rohstoffmarkt. Der weltgrößte Eisenerzlieferant Vale hatte die Preise in Asien kürzlich um 90 Prozent erhöht und zudem die seit 40 Jahren übliche Laufzeit der Verträge von einem Jahr auf ein Vierteljahr gestutzt. Damit könnten die Brasilianer zusammen mit den australischen Unternehmen BHP Billiton und Rio Tinto künftig alle drei Monate kräftig zulangen. Die drei Konzerne kontrollieren rund 70 Prozent des weltweiten Eisenerzhandels.

Betriebsratschef Segerath forderte im „Duisburger Appell“: „Jetzt ist ein regulativer Eingriff gegen diesen Wahnsinn notwendig.“ Noch für April plant der Betriebsrat einen europäischen Aktionstag in Duisburg.

Auf Stahlschmieden wie ThyssenKrupp und Salzgitter würden bei einer Übernahme der Abschlüsse erhebliche Mehrkosten zukommen. Der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Hans Jürgen Kerkhoff, beziffert die zusätzliche Belastung allein für die deutsche Branche auf 4,5 Milliarden Euro pro Jahr. Da auch beim zweiten wichtigen Stahlrohstoff, der Kokskohle, Preiserhöhungen anstehen, gehen Analysten insgesamt von einer Steigerung der Kosten um mehr als 40 Prozent aus. ThyssenKrupp würde unter höheren Preisen stärker leiden als etwa Weltmarktführer ArcelorMittal, der eigene Eisenerzminen besitzt.

Auch die Stahlkunden sind besorgt über die Entwicklung. Der Verband der europäischen Autohersteller (ACEA) forderte die EU-Kommission auf, gegen den Preisanstieg vorzugehen. „Wir können es uns nicht leisten, den ganzen Markt mit höheren Preisen zu belasten“, sagt Andreas Möhlenkamp, der Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbandes Stahl- und Metallverarbeitung.

Gelassener sehen die Maschinenbauer das Problem. Josef Trischler, der Leiter Betriebswirtschaft beim Branchenverband VDMA, sagte, dass letztlich für alle Maschinenbauer weltweit der gleiche Stahlpreis gelte. Zudem kauften die Maschinenbauer projektbezogen bei Stahlhändlern und nicht bei Produzenten ein.