The next song is a love song

Boygroup, Familiensoap, Rockgesten: Bloß das Publikum von Marc Terenzi kreischt noch immer präpubertär und zeigt zu viel Eifer für die Simulation des echten Rockkonzerts

Marc Terenzi ist zurück! Der Natural-Sänger hatte sich ja im Jahr 2004 aus dem Musikgeschäft zurückgezogen, um sich ganz seiner Familie, der Erfolgsfrau Sarah Connor und „Baby Tyler“ zu widmen. Zusammen wirkten sie in dieser Zeit bei der Pro-7-Dokusoap „Sarah & Marc in Love“ mit. Durch diese denkwürdige Serie konnte jeder am jungen Spießerglück des Musikerpaares teilhaben, vom Einrichten des Eigenheims bis zu den tränenerstickten Jaworten bei der romantischen Strandtrauung. Nur mit wirklich starken Nerven war auch für den geübten Fernsehkonsumenten so eine Folge durchzuhalten.

Bräutigam Marc Terenzi war da in seiner gutmütigen Hemdsärmeligkeit noch der Sympathischste der Delmenhorster Horrorsippe. Er tat einem fast leid. Andererseits konnte er durch die Serie sein Soloalbum „Awesome“ gut vermarkten , die Single „Love to be loved by you“ schaffte es immerhin auf die Top drei der deutschen Singlecharts.

Das alles ist ein paar Monate her, und so ist der Columbiaclub am Donnerstagabend kaum halb gefüllt. Gut gelaunt kommt Terenzi auf die Bühne, die Musiker sehen rockig aus, die Jeans ordnungsgemäß zerrissen, die Haare ordentlich verwuschelt. Die Kinder und präpubertären Mädchen in den ersten Reihen kreischen und schreien immer wieder pflichtbewusst auf, wenn Terenzi schaut oder spricht.

„Alles klar!“, ruft der immer wieder aufmunternd ins Publikum. Der Amerikaner spricht in seiner Muttersprache, was zwar cool klingt, die Kommunikation mit den sehr jungen, des Englischen noch nicht recht mächtigen Fans aber erschwert. „The next song is a love song!“ funktioniert noch, nach komplexeren Sätzen herrscht erst mal Stille.

Alle wollen ja jetzt Rock machen, auch Alexander Klaws, der DSDS-Gewinner der ersten Staffel, und Mark Owen von Take That. Für Boybandsänger, Castingshowgewinner und andere Musikindustrieopfer ist die „Rockband“ nach der Zeit der Fremdbestimmung durch Fernsehformate und Manager wohl das beste Vehikel, um Eigenständigkeit und Authentizität zu vermitteln. Es ist ja auch alles echt da oben, echte Menschen, echte Instrumente, echte Verstärker und trotzdem ist es nur eine Simulation.

Steven Tyler von Aerosmith ist das große Vorbild von Marc Terenzi, deshalb gibt es jetzt auch ein Medley mit Aerosmith-Songs. Marc macht viel mit den Händen, das kommt noch aus der Boygroupzeit, er hat sich aber auch einige Rockgesten angeeignet. Nach dem Rock-Medley ist aber irgendwie die Luft raus, es folgen ein sinnloses Keyboard, ein uninspiriertes Schlagzeug und ein Angeber-Basssolo. Wer gerade nix zu tun hat, geht von der Bühne. „Was machen die dann?“, fragt man sich. Müssen sie sich ausruhen, immer wieder Aufputsch- oder Beruhigungsmittel nehmen, um die eigene Show zu ertragen?

Zum Schluss singt Terenzi noch ein Lied für seine „wonderful wife, who is with me tonight“ – kreisch – „she is watching the show“ – kreisch. Ist Sarah wirklich im Saal? Es ist doch recht überschaubar, man würde sie doch sehen! Aber diese Show ist vielleicht sogar für Sarah Connor ein wenig zu schäbig.

CHRISTIANE RÖSINGER