AMERICAN PIE : Basketballer im Boulevard
GOSSIP Lamar Odom soll im Drogensumpf verschwunden sein, aber nichts Genaues weiß niemand. Geschrieben wird dennoch viel
Es ist die große Zeit der gewöhnlich gut unterrichteten Kreise. Der Quellen, die mit der Situation vertraut sind. Jener Informanten, die keinen Namen tragen, aber jemanden kennen, der jemanden kennt. Es ist die Zeit der Zeitungsmeldungen, die sich mit etwas Glück sogar bewahrheiten. Es ist die Zeit des Boulevards, und in seine Fänge geraten ist Lamar Odom.
Odom, vor gar nicht langer Zeit ein guter, sogar sehr guter Basketballspieler, soll Drogenprobleme haben und nach einem Streit mit seiner Ehefrau, dem TV-Sternchen Khloé Kardashian, seit Tagen verschwunden sein. Das behauptet jedenfalls TMZ, eine berüchtigte Website, die auf V.I.P.-Gossip spezialisiert ist und sich auf so obskure wie namenlose Quellen aus dem Umfeld der Familie Kardashian stützt. Kurz darauf meldete sich Odoms Agent und dementierte: Sein Klient sei mitnichten verschwunden, seine Frau wisse sehr wohl, wo er sich aufhalte, und Odom schmiede Pläne, demnächst wieder in der NBA Basketball zu spielen.
Viel Stoff für die Regenbogenpresse. Je nach Publikation soll Odom seit dem Ende der NBA-Saison im Juni mit tagelangen Crack-Exzessen beschäftigt oder vom morphiumänhnlichen Schmerzmittel Oxycodon und dem Schlafmittel Ambien abhängig sein. Angeblich hat ihn Kardashian aus dem gemeinsamen Haus geworfen, er habe eine Drogentherapie verweigert und verstecke sich in einem Hotel in Los Angeles. Immerhin durch Handyfilme abgesichert ist die Meldung, dass sich Odom im Juli mit Paparazzi anlegte, Kameras und ein Auto demolierte.
Es ist nicht das erste Mal, dass der 33-jährige Odom, der 2009 und 2010 mit den Los Angeles Lakers zwei Mal NBA-Meister wurde, in der Boulevardpresse wiederfindet. Spätestens seit er vor vier Jahren Kardashian heiratete, ist er Stammgast in den Klatschspalten. Die Familie Kardashian hat ein erfolgreiches Geschäftsmodell aus dem bloßen Berühmtsein entwickelt, Khloés ältere Schwester Kim ist eine der größten Konkurrentinnen von Paris Hilton im Aufmerksamkeitsgewerbe. Die Hochzeit von Odom und Kardashian war eine der zentralen Erzählstränge der Reality-TV-Serie „Keeping Up With The Kardashians“.
Schon vor seiner Heirat hatte Odom sich immer wieder als Schauspieler versucht und das Leben als V.I.P. in Los Angeles genossen. Auch Drogenprobleme ziehen sich durch Odoms Karriere. 2001 musste er eine Dopingsperre absitzen und gab zu, Marihuana geraucht zu haben. In Interviews erzählte er, dass schon sein Vater heroinsüchtig war, und gestand, dass er „Probleme habe, sich in Los Angeles unter Kontrolle zu behalten“.
In Schieflage geriet sein Leben spätestens, als die Lakers ihn Ende 2011 an die Dallas Mavericks verkauften. Doch der Spieler, der geholt worden war, um Dirk Nowitzki zu helfen, die im Jahr zuvor gewonnene Meisterschaft zu verteidigen, entpuppte sich als Fehleinkauf. Odom blieb nicht nur sportlich hinter den Erwartungen zurück, sondern ließ jedes Engagement vermissen. Zwischenzeitlich verschwand er einmal nahezu zwei Wochen lang, Ehefrau Khloé legte sich mit Mavericks-Trainer Rick Carlisle an und Dallas verscherbelten ihn schließlich noch vor den Playoffs an die Los Angeles Clippers, wo Odom aber auch nicht glücklich wurde und in der vergangenen Saison nur durchschnittlich 4 Punkte pro Spiel erzielte.
Seitdem ist er ohne Verein. Ob sich das ändert, bis Ende Oktober die neue NBA-Spielzeit beginnt, ist äußerst fraglich. Auch vor der aktuellen Affäre zeigten nur noch wenige Klubs Interesse an dem einstmals so talentierten und wegen seiner Vielseitigkeit geschätzten Odom. Und selbst wenn sich herausstellen sollte, dass die Meldungen falsch sind und Odom kein Drogenproblem hat: Welcher Verein möchte sich schon eine wandelnde Reality-Show in die Mannschaft holen? THOMAS WINKLER