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… DIE „BERLINER MORGENPOST“?Krawallstimmung vor dem 1. Mai

Problem eins: Ostern ist – genau wie Weihnachten – eine wahnsinnig nachrichtenarme Periode. Problem zwei: Ein knapper Monat ist eine lange Zeit, wenn man sich auf ein ganz bestimmtes Datum freut. Deshalb ist es umso praktischer, wenn sich beide Probleme zu einer Lösung verbinden lassen. Und so widmet man in der österlichen Zeitung viel Platz dem Lieblingsthema der Berliner Krawallexperten: dem 1. Mai.

Für die Wochenendausgabe hat die Berliner Morgenpost daher gute Kontakte zu „ranghohen Sicherheitskreisen“ bemüht, die alle Beteiligten beruhigen dürfen: Ja, liebe Berliner und Touristen, es wird auch dieses Mal wieder einiges geboten werden in Kreuzberg. Und nein, liebe Journalisten, ihr müsst euch keine Sorgen um die erste Seite machen: Denn der 1. Mai wird dieses Jahr heiß.

Als zentraler Indikator musste ausgerechnet die jüngste Vergangenheit herhalten, die eine Eskalation aus der linken Szene nun eher wenig nahelegt. Doch, so die Logik des Blattes: Weniger (politisch) abgebrannte Autos bedeuten keineswegs eine Beruhigung der Gesamtsituation, wie man auf den ersten Blick annehmen könnte. Vielmehr gehe der Rückgang darauf zurück, dass potenzielle Krawalleros nicht kurz vor dem wichtigen Ereignis noch „ins Visier der Ermittlungen“ geraten wollten.

Ein weiterer Hinweis: Ein Lagerfeuer im Mauerpark, an dem sich zwischen zehn und hundert Menschen beteiligten und auf dessen Höhepunkt einer von ihnen Flaschen auf die alarmierten Polizisten warf. Zwar dementierte ein Polizeisprecher später, dass die Feier einen Bezug zum 1. Mai haben könnte, weil die im Mauerpark feiernde Klientel eine andere war als die, die gemeinhin für Randale am 1. Mai verantwortlich gemacht wird. Doch die Morgenpost wittert bereits einen „Vorgeschmack auf das Kommende“.

Von sich selbst erfüllenden Prophezeiungen stand in dem Text nichts. SVE Foto: reuters

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