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Archiv-Artikel

„Das passt zum Stadtraum“

WINDKRAFT Am Schlachthof geht Bremens erste vertikalachsige Windkraftanlage in Betrieb

Ralf Manke

■ 44, Architekt, hat an der Hochschule Bremen studiert und ist gestaltender Ingenieur des Projekts dynamo – urbane Windkraft.

taz: Herr Manke, warum bauen Sie eine Windkraftanlage mit vertikaler Achse, wo die reibungsarme Lagerung schwierig und die Leistung schwach ist?

Ralf Manke: Die Lagerung ist eigentlich gerade sehr günstig heutzutage: Die Drehachse bewegt zugleich die Turbine, und gelagert ist sie fast reibungsfrei auf einer Art Magnetkissen. Wahr ist, dass der aerodynamische Wirkungsgrad schwächer ist als bei den üblichen Propelleranlagen. Aber sie haben auch Vorteile.

Welche?

Beispielsweise benötigen sie keine Nachführung: Egal, von wo der Wind weht, er trifft immer in gleicher Weise auf die Rotorenblätter. Und das passt natürlich sehr gut zum Stadtraum, wo die Windrichtungen oft wechseln. Außerdem sind sie leiser.

Sie sind leiser?

… und zwar ganz eminent! Gerade bei kleinen Propelleranlagen mit entsprechend hohen Drehzahlen entstehen an den Flügelrändern sehr hohe Geschwindigkeiten, wenn der Wind darüber abgleitet. Bei den Anlagen mit vertikaler Achse dagegen gibt es keine Flügel – da greift der Wind an jeder Stelle gleichmäßig an, harmonischer, und entsprechend entwickeln sie weniger Geräusche.

Wie ein Staubsauger?

Viel leiser! Etwa halb so viel. Wir liegen bei 38 Dezibel vom nächstgelegenen Dachfenster aus gemessen.

Wie kamen Sie dazu, die Anlage auf den Schlachthof zu bauen?

Das ist sozusagen ein Ideal: Einerseits hat der Schornstein eine ausreichende Höhe, denn wenn man zu niedrig baut, ist die kinetische Energie des Windes zu gering. Deshalb eignet sich so eine Anlage kaum für ein normales Wohnhaus. Andererseits ist er ja ein Kulturzentrum – und das entspricht meinem Ansatz: Ich habe ja als Architekt auf die Stadt geschaut und gesucht nach Möglichkeiten, etwas mit ihr als gebauter Landschaft anzufangen, in ihr mit meiner Anlage einen kulturellen eigenen Akzent zu setzen.

Die Energiewende soll also auch gut aussehen …?

Sie bedeutet auch einen Kulturwandel, ja.

INTERVIEW: BENNO SCHIRRMEISTER

Einweihung und Inbetriebnahme mit Umweltsenator Joachim Lohse: Schlachthof, 12 Uhr