: Familienfeste vertreiben Dealer
LÖSUNGSANSATZ Im Weinbergspark in Mitte gab es ein massives Dealerproblem. Inzwischen ist Ruhe eingekehrt – dank einer konzertierten Aktion von Anwohnern, Polizei und Bezirk
Dealer, die im Busch ihre Vorräte vergraben. Drogengeschäfte, die am helllichten Tag abgewickelt werden. Diebstähle, Messerstechereien, Polizeieinsätze – und das alles in einem Park inmitten eines dichtbesiedelten Wohngebiets. Ähnlich dramatisch wie derzeit im Görlitzer Park stellte sich vor wenigen Jahren die Situation im Weinbergspark in Mitte dar. 2004 war die kleine Anlage nahe dem Rosenthaler Platz einer der größten innerstädtischen Hauptumschlagplätze: Anfangs dealten hier Afrikaner mit Haschisch, später übernahmen organisierte arabische Clans und verkauften vor allem Heroin und Kokain. Jetzt ist es dort ruhig geworden. An der Plansche und auf dem kleinen Spielplatz toben Kinder, Touristen sonnen sich. Von umherschleichenden Dealern keine Spur, zumindest nicht tagsüber. Wie ist es gelungen, den Drogenhandel am Weinbergspark zurückzudrängen?
„Dank intensiver polizeilicher Maßnahmen, die bis heute aufrecht erhalten werden, ist die Handelstätigkeit stark zurückgegangen“, sagt Polizeisprecher Guido Busch. Seit 2004 überwache fast täglich eine Streife des zuständigen Polizeiabschnitts den Park, außerdem habe es, besonders zu Hochzeiten des Drogenhandels, regelmäßige Razzien in Uniform und Zivil gegeben. Allein im Jahr 2006 gab es 200 Festnahmen und 900 Platzverweise. Doch Polizeiarbeit allein hätte wenig bewirkt, so der Polizeisprecher. Es sei der langjährigen Zusammenarbeit zwischen Anwohnern, Gewerbetreibenden, Polizei und Bezirk zu verdanken, dass man die Situation in den Griff bekommen habe.
Ein Präventionsrat der Polizei, Vertreter des Bezirks und engagierte Anwohner hatten zusammen einen Plan für die Umgestaltung des Parks erstellt: Man entfernte und beschnitt Gebüsch, wodurch das Gelände übersichtlicher wurde, der Bezirk bezahlte eine neue, bessere Beleuchtung und einen Kinderspielplatz. Durch regelmäßige Veranstaltungen und Kiezgespräche belebte man den Park und sorgte dafür, dass der Dialog zwischen denjenigen, denen der Park am Herzen lag, nicht abriss. Bei der Polizei erinnert man sich noch daran, dass große Aufkleber an die umliegenden Gastronomiebetriebe verteilt wurden: „Wer dealt, fliegt raus!“
Gundula Lütgert ist eine der Anwohnerinnen, die diese Aufkleber damals in Cafés und Kneipen verteilten. Die Unternehmerin gehört zu den Mitgründern der Initiative Weinbergspark Berlin, die in den Jahren 2006 bis 2008 eine beeindruckende Aktivität entfaltete: Teilnehmer pflanzten Rebstöcke, eröffneten den Spielplatz, organisierten Familien- und Filmfeste. „Es war ein Kraftakt und ein langer Weg“, sagt Lütgert rückblickend.
Jetzt, wo sich die Situation im Park verbessert hat, trifft sich die Initiative nur noch sporadisch. Ob das, was man am Weinbergspark zuwege brachte, auch im Görlitzer Park funktionieren würde, sieht Lütgert aber skeptisch: „Die Situation dort scheint mir viel komplexer zu sein, als seinerzeit im Weinbergspark. Der Görlitzer Park ist ja allein schon wegen seiner Ausdehnung anders zu betrachten.“ NINA APIN