: Wenn Berufsfußballer kleine Buben werden
FUSSBALL Lionel Messi befördert Arsenal im Alleingang aus der Champions League und schreitet nun mit dem FC Barcelona zur Demütigung des Erzrivalen Real Madrid
BARCELONA taz | Davon wird Wolfgang Stark, Bankkaufmann und Fußballschiedsrichter aus Landshut, noch seinen Enkelkindern erzählen: Wie er an jenem 5. April 2010 im Camp Nou dem besten Fußballer der Welt, ja womöglich dem besten aller Zeiten, den Ball überreichte, mit dem der eben vier Tore gegen Arsenal erzielt hatte. Und wie 84.000 Zuschauer dabei stehend den Namen des Helden skandierten.
Im Alleingang besiegte der Argentinier die Londoner am Dienstag 4:1, so steht sein Klub FC Barcelona im Halbfinale der Champions League gegen Inter Mailand. 39 Messi-Tore in 43 Spielen sind es nun schon diese Saison, eines spektakulärer als das andere. Der frühere Barça-Spieler Luis Enrique hat die Taten neulich hübsch eingeordnet: „Einfach 5, 6 ausdribbeln und ein Tor schießen, das haben wir früher als Buben vor dem Haus mit den schlechten und kleinen Kindern gemacht. Messi macht das mit Berufsfußballern.“
Die englische Daily Mail bündelt die weltweiten Lobeshymnen: „Erst kam Pelé, dann Maradona, jetzt grüßen wir den neuen König.“ Der schultert mit erst 22 Jahren und bei nur 1,69 Meter Körpergröße momentan ganz allein die weltbeste Mannschaft. Barças Auftritte im vergangenen Jahr trugen drei dicke Stempel: Messi, Xavi und Iniesta. Nun ist er alleine der Hauptdarsteller.
So etwas hat man zuletzt in den Achtzigerjahren von Maradona gesehen, nun Messis Nationaltrainer. Aber in der „Seleccion“ funktioniert es bisher nicht mal halb so gut wie im Klub. Damit sich das in Südafrika ändert, muss Maradona ihm ein Umfeld schaffen, wie er es in Barcelona vorfindet. Trainer Pep Guardiola hat seinen Star auf dem Rasen von der Seite in die Mitte hinter eine Angriffsspitze verschoben, im Training automatisiert er Spielzüge für ihn, und per personalisiertem Fitnessprogramm schützt er den früher anfälligen Profi diese Saison bisher auch vor Verletzungen.
Dass Barcelona den Champions-League-Titel wird verteidigen können, bezweifelt kaum noch jemand. „Ja, wir haben gegen den Champion gespielt“, prophezeite Arsenal-Coach Arsene Wenger. Die endgültige Krönung soll dann stattfinden am 22. Mai im Finale von – ausgerechnet – Madrid. Dort im Bernabeu-Stadion befürchtet Real, selbst aus der Champions League schon ausgeschieden, bereits am Samstag die endgültige Demütigung. Dann kommt Barcelona zum „Classico“, der die spanische Meisterschaft entscheiden könnte.
„Kann man diesen Spieler noch stoppen?“, fragt sich die Madrider Sportzeitung As besorgt. Und hat nur eine Lösung parat: „Ihm Maradona als Trainer geben. Aber bis Samstag ist das nicht zu schaffen.“ RALF ITZEL