Der Feind der EGO
Parteigeschäftsführer sind oft eher leise Typen – von der guten Seele bis zur grauen Eminenz, die Mehrheiten beschafft. Nicht so Johannes Bartelt.
Der 59-jährige Grünen-Geschäftsführer im Kreis Osnabrück sagt gerne was Eigenes, was mitunter in der eigenen Partei für Zoff sorgt: So wähnten im Dezember einige Grüne, dass er durch die Forderung nach Pferdestellplätzen vorm Georgsmarienhütter Rathaus das hübsch gebügelte Bild der ernsthaften und verlässlichen politischen Kraft zerstöre. Lieber erzürnt er andere. Etwa die „Erzeugergemeinschaft für Schlachtvieh Osnabrück“, die sich EGO nennt. Die hat ihn nun vors Osnabrücker Landgericht zitiert. Gestern war Verhandlung – und am 19. September wird verkündet, ob Bartelt sagen durfte, dass ein Stundenlohn von 8,50 Euro bei den am EGO-Schlachthof tätigen rumänischen Honorarkräften nicht ankommt. Oder nicht.
Für die EGO sind das ärgerliche Aussagen, die am besten nicht einmal mehr öffentlich gedacht werden sollten. Schließlich vertreibt die EGO ja unter der Marke „Eichenhof“ Fleisch, das, so behauptet sie, „aus einer heilen Welt“ stammt. Doch hatte Bartelt infolge einer Begehung und von Gesprächen den Eindruck, dass diese von Ausbeutung geprägt ist – und das der Zeitung mitgeteilt.
Von den 250 Menschen, die im EGO-Schlachthof arbeiten, das steht fest, sind nur 85 fest angestellt. Die übrigen schafft die schwäbische Firma Willmann mit einem rumänischen Partner bei, der je sechs bis acht Leute in Wohnungen unterbringt, die laut Willmann-Geschäftsführer Fritz Meierkord „nie unter 65 Quadratmeter“ liegen – viel mehr, als nach Bartelts Messung. Auch habe man versichert bekommen, dass die Leute „8,50 Euro die Stunde kriegen“. Die Miete werde davon nicht abgezogen, und „alle Seiten sind zufrieden“.
„Mir“, sagt Bartelt, „ist wichtig, darauf aufmerksam zu machen.“ Er hätte gerne einen Arbeiter aussagen lassen, doch Zeugen wollte das Gericht nicht hören. Möglich, dass es Bartelts Meinung am 19. September für schutzwürdiger erklärt als EGOs Bild der heilen Welt. BES
