Mit Gott und der Welt

IRLAND Im Land der Facebook-Zentrale ist man entspannt

DUBLIN taz | Was die alles wissen wollen! Wer ein Treuekärtchen einer Supermarktkette beantragt, darf mit seinen Daten nicht zimperlich sein. Geburtsdatum, Familienstand, Anzahl der Kinder – das sind die harmloseren Fragen. Aber die Supermärkte wollen auch erfahren, welches Auto man fährt, wie oft und wo man Urlaub macht, wie viele Kreditkarten man besitzt, bei welcher Bank man ist, wie viel man verdient und so weiter. Deutschen Auswanderern stehen jedes Mal die Haare zu Berge, wenn sie ein irisches Formblatt zu Gesicht bekommen. Die Iren ficht das nicht an. Sie teilen ihre Daten bereitwillig mit Gott und der Welt – vielleicht weil sie nie Erfahrungen mit Organisationen wie Gestapo oder Stasi machen mussten.

Wie die Bürger, so der Staat. Irische Gerichte haben die Klagen gegen Google und Facebook abgewiesen, sie halten die Datentransfers an die Muttergesellschaften in den USA für völlig legal. Die europäischen Zentralen der beiden Unternehmen sind in Dublin angesiedelt. Von dort werden sämtliche europäische Daten in die USA weitergeleitet, und die NSA sowie andere Geheimdienste können sich bedienen. Billy Hawkes, Irlands oberster Datenschützer, findet das nicht sonderlich bedenklich. So arbeiten Geheimdienste eben, meint er. RALF SOTSCHECK