: Kleine Menschenketten werben für große Proteste
ANTI-ATOM-PROTESTE In mehr als 50 Städten proben Atomkraftgeg- ner am Samstag schon mal für den 24. April
GÖTTINGEN taz | Die Anti-AKW-Bewegung mobilisiert zu Massenprotesten gegen den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke. Die großen Demonstrationen sind am 24. April geplant: eine 120 Kilometer lange Menschenkette zwischen den AKW-Standorten Brunsbüttel und Krümmel, eine Umzingelung des AKW Biblis und eine große Demo zum Atommüllzwischenlager Ahaus. Die Generalprobe dafür findet an diesem Wochenende in mehr als 50 Städten statt.
Soll die geplante Menschenkette ohne größere Lücken bleiben, müssen sich Zehntausende in Schleswig-Holstein und Hamburg auf die Straßen stellen. Die Organisatoren – ein Bündnis aus Anti-Atom-Gruppen, Umweltverbänden, Parteien und Gewerkschaften – mobilisieren deshalb schon seit Wochen mit Flyern, Kinospots und Plakaten.
Start- und Zielpunkt der Auftakt-Ketten sollen AKWs aus Pappe oder Holz sein. „In Göttingen bauen wir in der Fußgängerzone eine Menschenkette zwischen zwei AKW-Attrappen auf“, berichtet das örtliche Bündnis Kettenreaktion. Umweltschützer aus der Umgebung des havarierten Atommülllagers Asse wollen am Samstag um „fünf vor zwölf“ in der Wolfenbütteler Fußgängerzone eine „Probekette“ aufziehen. Die mit anderthalb Kilometern längste Kette wird in Berlin geknüpft. Am späten Vormittag stellen sich Umweltschützer zwischen den Konzernzentralen der Energiefirmen Vattenfall und RWE auf. Aufgerufen dazu hat ein lokales Bündnis.
Auch Gewerkschaften sind dabei. DGB-Landesverbände rufen ebenso zu den Protesten auf wie IG Metall und Ver.di. Mit Ausnahme der Region Salzgitter, wo die IG Metall und Betriebsräte zu den Stützen des Widerstandes gegen das geplante Endlager Schacht Konrad zählen, standen Gewerkschafter und Atomkraftgegner im Atomkonflikt meist auf unterschiedlichen Seiten. „Nur die erneuerbaren Energien sind eine Wachstumsbranche und stehen für zukunftsfähige Arbeitsplätze“, sagt jetzt Frank Teichmüller von der IG Metall. Die Gewerkschaften müssen wegen des Aufrufs zur Menschenkette im Norden sogar mit internen Konflikten rechnen. Beschäftigte von Vattenfall protestierten schon gegen den neuen Kurs. REIMAR PAUL