: Einsatz gegen Nager
TIERE Die Zahl der Einsätze von Kammerjägern gegen Ratten hat sich vergangenes Jahr verdoppelt
VON HELENA WITTLICHf
„Jeder Kollege hat so seine Vorlieben. Ich probiere es gern mit Erdnussbutter“, sagt Mario Heising. Er ist Vorsitzender der Landesstelle Berlin/Brandenburg des Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verbands (DSV) und kämpft gegen die Ratten in Berlin. Von denen scheint es immer mehr zu geben – tatsächlich aber wird vor allem der Feldzug gegen sie härter geführt: Letztes Jahr haben sich laut Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) die Einsätze von Kammerjägern im Vergleich zum Vorjahr auf knapp 7.100 fast verdoppelt.
Ein Grund für den extremen Anstieg sei die neue Verordnung zur Schädlingsbekämpfung, die vor zwei Jahren in Kraft getreten ist, heißt es aus dem Lageso. „Seitdem müssen der Rattenbefall und die Bekämpfung dem Gesundheitsamt gemeldet werden“, sagt Detlef Kadler, Mitarbeiter im Lageso. Auch Mario Heising vermutet die Neuregelung als Grund für den starken Anstieg der Zahlen. Nach Zahlen des DSV sind die Einsätze noch höher, allerdings weniger stark gestiegen: Der DSV hat im Jahr 2011 7.744 Einsätze verzeichnet, 2012 9.130 Einsätze. Auch das erfasse jedoch nicht alle Fälle – da nicht alle Berliner Kammerjäger Mitglied im DSV seien und nicht alle Hausbesitzer den Rattenbefall beim Gesundheitsamt melden würden.
Mehr Ratten als Bewohner
Den Mythos, dass Berlin mehr Ratten als Einwohner habe, hält Heising für unsinnig. „Wo sollen die denn alle sein?“, fragt er. „Dazu sehen wir Ratten viel zu selten.“ Die Anzahl der Ratten, die tatsächlich in der Stadt leben, lasse sich allerdings nicht bestimmen, sagt Detlef Kadler vom Lageso. „Aber uns geht es nicht um absolute Zahlen, sondern um den Trend“. Mithilfe der neuen Verordnung wolle man Tendenzen über einen längerfristigen Zeitraum verfolgen.
Die Schädlingsbekämpfungsverordnung bedeutet mehr Arbeit für die Gesundheitsämter der Bezirke: Nun müssen sie sich vor Ort vom Rattenbefall überzeugen und entsprechende Maßnahmen wie die fachgerechte Bekämpfung der Ratten anordnen: Dann kommt ein Kammerjäger, prüft, woher die Ratte kommt – durch offene Kellertüren etwa oder alte Rohre – und legt Gift aus, etwa per Erdnussbutter.
Viel Kommunikation
Im Bezirk Hellersdorf-Marzahn gab es 2012 die meisten Einsätze in allen Bezirken – 1.139 Einsätze. Kadler vermutet, dass die hohe Zahl mit den Eigentümerstrukturen im Bezirk zu tun habe: „Wenn es weniger Hausverwaltungen in einem Bezirk gibt, funktionieren Kommunikation und Bekämpfung meistens besser“, sagt er.
Der Einsatz eines Kammerjägers kostet im einfachen Fall laut Heising um die 150 Euro. Je nach Umfang könne der Einsatz aber auch mal 1.000 Euro kosten. Heising beschreibt den Hauptjob des Kammerjägers in der Ursachensuche: Wenn die undichte Stelle geschlossen wird, „kommen die Ratten auch nicht wieder“, sagt er.
Für 2013 zeichnen sich im ersten Halbjahr laut Lageso ähnliche Bekämpfungszahlen wie vergangenes Jahr ab. Bis einschließlich Juni 2013 haben die Gesundheitsämter 2.988 Einsätze verzeichnet.