Nicht preiswürdig

Der nach dem NS-Helfer Eduard von der Heydt benannte Wuppertaler Kulturpreis soll umbenannt werden, fordern Preisträger und die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft. Die Stadt lehnt das ab

VON DIRK ECKERT

Wuppertal diskutiert wieder die Nazi-Vergangenheit ihres Kunstmäzens Eduard von der Heydt. Der nach dem 1964 verstorbenen Bankier benannte Preis solle wieder in „Kulturpreis der Stadt Wuppertal“ umbenannt werden, fordert die dort ansässige Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft. Unter diesem Namen war der Preis 1950 ausgeschrieben worden. Erst 1957 wurde er nach dem Bankier benannt, dem die Stadt zahlreiche Schenkungen verdankt.

Vier Preisträger haben sich inzwischen der Forderung angeschlossen, darunter der Musiker Peter Brötzmann, der den Preis erst im Januar erhalten hatte. Als zeitweiliges NSDAP-Mitglied und Devisenbeschaffer des Dritten Reiches sei Von der Heydt als Namensgeber des Preises ungeeignet, sagte Hajo Jahn, Vorsitzender des Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft der taz. „Von der Heydt war zwar kein Nazi, aber ein tatkräftiger Unterstützer des NS-Regimes“, sagte er. „Nur durch solche Fachleute konnte sich das Regime so lange halten.“

Jahn hatte ursprünglich vorgeschlagen, den Preis nach der aus Wuppertal stammenden Schriftstellerin Lasker-Schüler zu benennen. Ein entsprechender Antrag der Linkspartei wird kommenden Montag im Stadtrat behandelt. Dort hat die Umbenennung wohl wenig Chancen. Schon im Hauptausschuss des Rates wurde sie am Mittwoch mit großer Mehrheit abgelehnt.

SPD-Fraktionschef Klaus Jürgen Reese sagte zur Begründung, es sei „aus heutiger Zeit denkbar schwierig“ zu beurteilen, ob Von der Heydt selbst Nazi war. „In Abwägung der Verdienste von Eduard von der Heydt im kulturellen Bereich und der negativen Aspekte“ gebe es aber keinen Anlass, den Namen des Preises erneut zu ändern.

Kulturdezernentin Marlis Drevermann ist ebenfalls dagegen, den Preis nach Lasker-Schüler zu benennen. Sie verweist auf eine Stellungnahme des Preis-Kuratoriums. Von der Heydt sei wegen seiner Verdienste um die Kunst geehrt worden – „von einem demokratisch gewählten Stadtrat“, heißt es dort. 1952 habe sogar eine Stadtverordnetenversammlung dem „Bankier, Philanthropen und Kunstsammler“ das Ehrenbürgerrecht verliehen, „in der viele Ratsmitglieder saßen, die selbst unter dem Nationalsozialismus gelitten hatten“. Im Nationalsozialismus sei er „eindeutig ein Mitläufer“ gewesen.

Eduard von der Heydt – ein Mitläufer und „Philanthrop“? In den 1920ern warnte er vor der „Verjudung der deutschen Finanz und Öffentlichkeit“. 1926 trat er in den „Stahlhelm“ ein, 1933 in die NSDAP, der er ab 1938 nicht mehr angehörte, nachdem er in die Schweiz gegangen war. „Er war nicht nur ein Mitläufer“, sagte der Wuppertaler Historiker Stephan Stracke. Deswegen müsse auch das nach der Bankiersfamilie benannte Wuppertaler Museum umbenannt werden. Vom neuen Leiter Gerhard Finck erhofft sich Stracke einen selbstkritischeren Umgang mit der Geschichte des Museums und ihres Mäzens.