: Italien: Arm oben
Rassistische Ausfälle in den Stadien? In Italien dürften sie eigentlich gar kein Thema sein. Eine ganze Fülle von Vorschriften des Fußballverbandes FIGC und des Staates drohen Vereinen, Spielern und Zuschauern happige Strafen an, wenn auf den Rängen oder auf dem Spielfeld rassistisch herumgepöbelt wird.
Da ist zuerst das Gesetz von 1993, das bis zu fünf Jahren Stadionverbot für Fans vorsieht, die als Rassisten auffallen. Und da ist ein mit dem Innenministerium abgestimmter Beschluss der FIGC, der sofortigen Spielabbruch androht, wenn „Tifosi“ auf den Rängen ausländerfeindliche Transparente und Symbole zeigen. Schließlich droht dann noch den Vereinen eine weitere Sanktion des Verbandes: Sie müssen damit rechnen, die Heimspiele unter Ausschluss des Publikums auszutragen.
Doch vom Papier zur Realität ist es ein weiter Weg. In den Profiligen hat es keinen einzigen Spielabbruch gegeben, und das, obwohl die Fankurven des AC Verona, von AS und Lazio Rom oder von Bergamo immer wieder von faschistischen Spruchbändern („Die Öfen für euch sind bereit“) geziert werden. Einzig ein Jugendspiel – zwischen der jüdischen Mannschaft Makkabi und einem anderen römischen Team – wurde letztes Jahr wegen dauernder antisemitischer Pöbeleien abgebrochen.
Eher greifen die Sportrichter zur Sanktion des Publikumsausschlusses. AS Rom musste vor wenigen Monaten vor leeren Rängen antreten, und letzte Woche spielte Verona in einem verwaisten Stadion gegen Triest.
Bestraft wurde kürzlich auch der Lazio-Star Paolo Di Canio. Der hat es sich zur schlechten Angewohnheit gemacht, eigene Tore mit einem der Fankurve entbotenen strammen römischen Gruß zu feiern, und wurde darüber zum Helden der rechtsradikal dominierten Lazio-Tifoseria. Die Strafe, die er sich vor wenigen Wochen einhandelte, war allerdings bescheiden: Di Canio kam mit 10.000 Euro Geldbuße davon. Bitterer für ihn war da wohl die verhängte Sperre von zwei Spielen. Letzten Sonntag aber war es wieder so weit: Di Canio schoss ein Tor – und zack, war der Arm oben, wenn auch nur ganz kurz. MICHAEL BRAUN, ROM