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Archiv-Artikel

Athen muss tief in die Tasche greifen

SCHULDENKRISE Erneut stoßen griechische Staatsanleihen bei den Anlegern auf reges Interesse. Das ist nicht verwunderlich: Denn die können immer noch von deftigen Renditen bei geringem Risiko ausgehen

BERLIN rtr/taz | Griechische Staatsanleihen lohnen sich immer noch in erster Linie für Anleger. Und die rechnen offenbar damit, dass die Risikoaufschläge, die ihnen das hochverschuldete Land für diese Form des Kredits bieten muss, auf Dauer sinken und sie deshalb schnell zuschlagen müssen: Als Finanzminister Giorgos Papakonstantinou am Dienstag – also wenige Tage nach der Konkretisierung der Hilfen durch Euroländer und Internationalen Währungsfonds – zwei kurzfristige Anleihen mit einer Laufzeit von einem halben und einem ganzen Jahr auf den Markt brachte, war das Interesse riesig.

Die Sechs-Monats-Anleihe war 7,7fach überzeichnet. Statt 1,2 Milliarden Euro nahm Papakonstaninou deshalb gleich 1,56 Milliarden Euro auf. „Die Emission war sehr erfolgreich“, sagte Ioannis Sokos von BNP Paribas.

Allerdings muss Griechenland dafür auch tief in die Tasche greifen. Laut der staatlichen Schuldenagentur lagen die Zinsen für die Anleihe mit der kürzeren Laufzeit bei 4,5, für die andere bei 4,85 Prozent.

Höchstgrenze 5 Prozent

Das klingt auf den ersten Blick nicht schlecht, hatten doch die Euroländer am Wochenende als Orientierungsmarke eine Rendite von 5 Prozent angegeben – allerdings gingen sie dabei von Anleihen mit erheblich höheren Laufzeiten wie beispielsweise zehnjährigen Bonds aus. Deren Zinsniveau lag jedoch am Dienstag wie zu Wochenbeginn weiter bei 6,6 Prozent. Ob die Hilfszusagen tatsächlich für Entspannung – und billigere Kredite – sorgen, wird sich deshalb nach Einschätzung von Analysten erst zeigen, wenn Griechenland wieder mehrjährige Schatzanweisungen ausgibt.

Insgesamt braucht das Land in diesem Jahr noch rund 32 Milliarden Euro. Die Euroländer haben am Wochenende für den Notfall Hilfen von bis zu 30 Milliarden Euro zugesagt, die sie mit 5 Prozent verzinst haben wollen. Hinzu kämen bis zu 15 Milliarden Euro vom IWF zu 3,3 Prozent Zinsen. Unklar ist, welche Bedingungen er Athen dafür auferlegen will. Auch die Arbeitsteilung zwischen EU, Europäischer Zentralbank und IWF muss noch verhandelt werden.

Griechenland muss aber schon bis Ende Mai weitere Milliarden refinanzieren. Zu Zinsen von über 7 Prozent, wie sie in der vergangenen Woche gefordert wurden, wäre das kaum möglich.

Bei der Commerzbank hieß es, aufgrund der Hilfszusagen sei es nahezu ausgeschlossen, dass griechische Anleihen mit sechs oder zwölf Monaten Laufzeiten wie die jetzt platzierten ausfallen könnten. Deshalb seien die Anleger mit der aktuellen Emission sehr gut bedient. Bei den letzten beiden Ausgaben so kurzzeitiger Anleihen hatten die Renditen noch bei 1,38 und 2,2 Prozent gelegen.