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Archiv-Artikel

Drogenambulanzen gefährdet

Trotz eines erfolgreichen Modellversuchs ist die CDU/CSU-Bundestagsfraktion gegen die kontrollierte Abgabe von Heroin an Schwerstabhängige, wie sie auch im Norden ausprobiert wird

Von ELKE SPANNER

Hamburgs CDU-Politiker müssen gegen ihre Unionskollegen im Bund in Stellung gehen. Die drohen das Modellprojekt zur kontrollierten Heroinabgabe an Schwerstabhängige ins Leere laufen zu lassen, das auf Initiative Hamburgs im Jahr 2002 bundesweit gestartet ist – und auch nach Ansicht hiesiger CDU-Experten erfolgreich verläuft. Die Hamburger Gesundheitsbehörde geht bislang fest davon aus, nach Abschluss der Studie Mitte des Jahres die Zulassung von Heroin als Arzneimittel zu betreiben. Dagegen hat die drogenpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Maria Eichhorn, soeben in Frage gestellt, „ob es richtig ist, sehr viel Geld für eine sehr kleine Gruppe von Menschen auszugeben.“

Der Modellversuch läuft in insgesamt sieben deutschen Städten. Im Norden ist außer Hamburg auch Hannover beteiligt. In den „Heroinambulanzen“ bekommen Probanden regelmäßig unter ärztlicher Aufsicht Diamorphin. Rechtlich ist die Abgabe dieses illegalen Stoffes nur möglich, weil die Heroinambulanzen in eine wissenschaftliche Untersuchung eingebettet sind: Für das Bundesgesundheitsministerium betreibt das „Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg (ZIS)“ eine Arzneimittelstudie, in der untersucht wird, ob sich die kontrollierte Ausgabe von reinem Diamorphin als Medikament bewährt.

Zwei Ziele verfolgt die Studie: Zum einen sollen die Suchtkranken gesundheitlich stabilisiert werden, indem sie sauberen Stoff unter hygienischen, sterilen Bedingungen konsumieren. Zum Zweiten soll durch die Abgabe des Diamorphins der Beschaffungsdruck von ihnen genommen und sie aus der illegalen Szene herausgelöst werden. Verläuft der Versuch erfolgreich, können Pharmaunternehmen die Zulassung von Diamorphin als Medikament beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte beantragen.

Der Erfolg steht kurz vor Abschluss außer Frage: Anfang des Jahres hat das ZIS eine erste Bilanz veröffentlicht. Darin heißt es, die Ergebnisse des Modellprojekts zeigten „eine signifikante Überlegenheit der Heroin- gegenüber der Methadonbehandlung in beiden Hauptzielkriterien“. Und weiter: „Gemäß Studienprotokoll ist somit der Nachweis für eine größere Wirksamkeit der Heroinbehandlung gegenüber der Methadonsubstitution erbracht.“

Gestützt auf diese Bilanz, haben sich am Wochenende die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Marion Caspers-Merk und ihre Nachfolgerin im Amt der Drogenbeauftragten, Sabine Bätzing (beide SPD), für die weiterführende kontrollierte Heroinabgabe ausgesprochen. Auch für die Hamburger Gesundheitsbehörde ist es laut Sprecher Hartmut Stienen nur eine Frage der Zeit, bis es Heroin auf Rezept geben wird.

Diese Position aber stößt auf Widerstand innerhalb der CDU/CSU-Bundestagsfraktion: Hier scheint man nicht bereit zu sein, die Zukunft der Heroinabgabe von wissenschaftlichen Ergebnissen abhängig zu machen. Denn „unabhängig von der vollständigen Auswertung des Modellversuches“, so CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn, „bleibt unsere grundsätzliche Skepsis gegenüber der Heroinabgabe bestehen“.