Ultras verlieren Sonderrechte

FANKONFLIKTE FC St. Pauli verhängt Sanktionen gegen die Ultras, die eigene Fans ausgesperrt hatten

 Die Fans: Der FC St. Pauli hat mehr als 250 registrierte Fanclubs, die sich mit ihrem Sprecherrat ein Vertretungsgremium gegeben haben, das bei grundsätzlichen Fragen auch vom Vereinspräsidium gehört wird. Zentrale Einrichtung der Fangemeinde ist der Fanladen in der Brigittenstraße.

 Ultra St. Pauli: Die Fangruppe wurde 2002 gegründet, hat knapp hundert Mitglieder und orientiert sich an den Strukturen im „Ultra-Mutterland“ Italien. Die Gruppe bringt zu jedem Heimspiel ein Fanzine mit dem klangvollen Namen La Gazzetta d’Ultrà heraus.

Die Ultras St. Pauli waren zunächst sprachlos – erst am gestrigen Abend, nach Redaktionsschluss, wollten sie das weitere Vorgehen besprechen. Am Dienstag hatte das Präsidium des FC St. Pauli verkündet, dass der Fangruppe in Zukunft sämtliche Sonderrechte entzogen werden. So verwalten die Ultras bislang die Ausgabe von 2.000 Stehplatzdauerkarten der Südtribüne selber. Damit ist jetzt Schluss, wobei bereits ausgegebene Berechtigungsscheine gültig bleiben.

Mit dieser Maßnahme reagierte das Präsidium um Corny Littmann auf die Vorfälle während des Heimspiels gegen Hansa Rostock. Vor und auch noch am Anfang der Partie hatten Ultra-Aktivisten anderen St. Pauli-Fans den Zugang zur Südtribüne versperrt, um dagegen zu protestieren, dass Rostock-Fans vom Spiel ausgesperrt worden waren. In den Stadienkatakomben, wo die von den Ultras ausgesperrten St. Pauli-Fans zusammengedrängt verharrten, war es zu tumultartigen Szenen und zu Protesten gegen die Ultras gekommen.

„Dieser gravierende und in unserer Vereinsgeschichte einmalige Vorfall kann nicht ohne Konsequenzen bleiben“, heißt es in der Erklärung des Präsidiums. Um kein Öl ins Feuer zu gießen, verzichtet der Verein auf Strafanzeigen und auch auf Stadionverbote gegen die Blockierer. Positiv wertete die Clubführung, dass die Ultras in einer Stellungnahme ihr Verhalten „selbstkritisch reflektiert“ hätten. MAC