: Keine Tram ohne Straße
Bremen und Lilienthal beschließen: Die Linie 4 wird erst nach Fertigstellung der Lilienthaler Umgehungsstraße verlängert. Gegner der Elektrischen sind guten Mutes: Das Geld könnte fehlen
von Armin Simon
Im jüngsten Schreiben an Lilienthals Bürgermeister Willy Hollatz (Grüne) verbreitete der niedersächsische Verkehrsminister Walter Hirche (FDP) noch Zuversicht: Sowohl die Lilienthaler Ortsumgehung als auch die Verlängerung der Straßenbahnlinie 4 von Borgfeld bis ins Herz der Bremer Nachbargemeinde werde das Land unterstützen. Ob in Lilienthal im Jahr 2008 aber tatsächlich Gleise verlegt werden, ist dennoch weiter ungewiss. Denn die Lilienthaler, die sich seit den ersten Planungen für die Linie 4 im Jahr 1994 mehrheitlich erst für, dann gegen, und dann wieder für die Straßenbahn ausgesprochen hatten, bestanden darauf, dass diese im Ortskern nicht hochgepflastert, sondern niveaugleich mit der Straße geführt wird. Das aber droht die Zuschüsse von Bund und Land zu senken – weswegen unklar ist, ob die ursprünglich veranschlagten vier Millionen Euro Eigenbeitrag aus der Gemeindekasse ausreichen.
Immerhin: Der zeitweilige verkehrsplanerische Dissens zwischen Bremen – das vor allem die Tram verlängern will – und seiner Nachbargemeinde – die allein die Straße bauen wollte – ist seit gestern vertraglich beseitigt. Hollatz und der Bremer Umweltsenator Ronald-Mike Neumeyer (CDU) unterzeichneten eine Durchführungsvereinbarung. Demnach soll zwar zunächst der Straßenbau vorangetrieben werden – allerdings nur auf niedersächsischem Gebiet. Den Brückenschlag über die Wümme samt neuer Trasse durchs bremische Naturschutzgebiet soll es erst geben, wenn auch die Tram in den Startlöchern steht: im Sommer 2008. Sollte eines der beiden Bauvorhaben scheitern, so steht es in dem Vertrag, „werden beide Vorhaben nicht umgesetzt“.
Die fünf Kilometer lange Strecke von der Endhaltestelle bis Lilienthal, die bislang mit Bussen bedient wird, soll insgesamt 41 Millionen Euro kosten. Die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) rechnet mit 30 bis 40 Prozent mehr Fahrgästen als bisher. Straßenbahn-Gegner Alfred Werner von der Bürgerinitiative „Pro Lilienthal“ ist dennoch guter Hoffnung, die Verlängerung noch zu stoppen. Die Berechnungen zum Kosten-Nutzen-Verhältnis stünden „auf tönernen Füßen“, das existierende Bussystem sei ausreichend. Millionen für die Tram auszugeben, sei „absoluter Unfug“. Argumentative Unterstützung hat die Initiative beim Osnabrücker Geographie-professor Jürgen Deiters angefordert.
Dass ohne die Straßenbahn auch die gut 30 Millionen Euro teure Ortsentlastungsstraße auf der Kippe steht, glaubt Werner nicht. Der Anschluss der in Teilen fertig gestellten Straße an die Straße nach Borgfeld könne auch auf Lilienthaler Gebiet erfolgen – also ohne Zustimmung der Bremer. Werner weiß auch, warum die Straßenbahn im Ortskern nicht hochgepflastert wird: „Damit die Autos besser fahren können.“