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Archiv-Artikel

Die U-Musik von überall

Um Úzgin Üver, Ungarns Undergroundband, unverwechselbar und urtümlich, ging es zuletzt hier, und diese Woche kann man gar nicht anders, als erneut vor dem Osten in die Knie zu gehen, weil an Uz Jsme Doma einfach kein Vorbeikommen ist, wenn man diese Band aus Tschechien mal gehört hat. U nach U. Was nun kein Zufall mehr sein kann und einfach nach der Hitliste der U-Bands verlangt.

Das U in der Musik, streng alphabetisch. Und unter Umständen unglaublich unterhaltsame Umtriebe:

Uh Huh Her: Ganz aktuell. Leisha Hailey und Camila Grey aus Los Angeles mit einem um Björk herumgeträumten Electropop, der seine Indierockvergangenheit nicht verstecken will.

Ukrainians: Folkrock aus dem UK mit Wedding-Present-Bezug. Ukrainisch gesungen, unter anderem auf „Pizni iz the Smiths“, eine EP mit „Songs of the Smiths“.

Uludag: Deutsches Projekt, hat 1988 mit „Mau Mau“ eine frei aus Klangscherben improvisierte Chinavase hinterlassen. Untergegangenes Meisterwerk.

Under Byen: Trolliger Kunstpop aus Dänemark, der einfach auch mit einer singenden Säge gespielt werden muss und sich manchmal ein wenig hinter den Spiegeln verrennt.

Undertones: Nordiren. Eine Textzeile von deren unsterblich jugendlicher Punkpop-Hymne „Teenage Kicks“ steht auf dem Grabstein von John Peel.

United States of America: Ganz frühes Beispiel für den Austausch der E-Gitarre mit elektronischer Musik im Pop. Hielt ein Album lang, das 1968 mit feinster Psychedelia erschien.

Univers Zero: Band aus Belgien, zu deren Musik man arglos Progrock sagen könnte. In Wirklichkeit aber ist das das Finsterste, was je in Platten gepresst wurde. Komprimierter Strawinski, als Metal gedacht, ohne nach Metal zu klingen. Die schwarzen Löcher der Musikgeschichte.

Unrest: Minimal Pop mit experimentellen Ausritten um Mark Robinson aus Washington D.C., genial ausgespielt auf „Hydro“ von der „Cath Carroll“-EP, 1993: Ein 33-minütiger Sog.

U Totem: Abgründige Rock-Kammermusik von einer Avant-Supergroup mit Personal der 5uu‘s und Motor Totemist Group, Ende der 80er, Anfang der 90er.

Úzgin Üver: Tribalistische Trancemusik aus Ungarn.

Uz Jsme Doma: Gibt es auch schon seit Mitte der 80er, und bis heute hat deren Musik nichts von ihrer Dickschädeligkeit verloren. Klaustrophobie-Punk. Veitstanz-Polka. Schreie in der Nacht. Matrosenlieder aus dem Binnenland. Kein Meer in Sicht. Das ist beste tschechische Dunkelmusik, heute Abend im Neuköllner Ballhaus Rixdorf zu hören. THOMAS MAUCH

■ Uz Jsme Doma: Ballhaus Rixdorf, Kottbusser Damm 76. Freitag, 21 Uhr. 10 Euro