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Archiv-Artikel

Elbhochwasser auch im Norden

Hitzacker im Wendland und Lauenburg in Schleswig-Holstein sind am stärksten bedroht, aber die Flutkatastrophe scheint auszubleiben. Bürgermeister und Wissenschaftler kritisieren mangelnden Hochwasserschutz

Das Hochwasser auf der Elbe wird in den kommenden Tagen auch Norddeutschland erreichen. Am Montag oder Dienstag wird der Hochwasserscheitel im Landkreis Lüchow-Dannenberg erwartet. Schwere Überschwemmungen wie 2002 sind nach derzeitigen Prognosen aber unwahrscheinlich. „Wir rechnen jetzt mit einem Höchststand von 6,80 Metern bei Hitzacker“, sagt Wolfgang Piepenburg, vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Lüneburg, „aber gesicherte Daten können wir erst am Freitag herausgeben.“

In zwei Senken der Altstadt steht das Wasser bereits knöchelhoch. 17.000 Sandsäcke liegen bereit. 2002 waren bei rund 7,50 Meter 60 Prozent der historischen Stadtinsel Hitzackers überspült worden. Die Flut hatte Schäden in Höhe von 750.000 Euro angerichtet.

„Der Hochwasserschutz kommt zwei Jahre zu spät“, sagt Bürgermeister Karl Guhl (WIR). Frühestens Ende 2007 könnten Schutzmauer, Sperrwerk und Pumpwerk an der Jeetzelmündung fertig gestellt sein. Wissenschaftler und Umweltschützer haben Umweltminister Hans Heinrich Sander (FDP) Versagen beim Hochwasserschutz vorgeworfen. Die von ihm verfügte Abholzung ufernaher Weiden und Pappeln an der niedersächsischen Elbe helfe nicht gegen künftige Elbefluten, sagte Frank Neuschulz von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) gestern in Hannover. Stattdessen müssten neue Überflutungsflächen geschaffen, Deiche rückverlegt und die Kooperation der Bundesländer verbessert werden.

Auch auf dem anderen Elbufer, im schleswig-holsteinischen Lauenburg, fürchtet man ein erneutes Anschwellen der Elbfluten, das die Häuser der historischen Altstadt gefährden könnte, obwohl seit 2002 über vier Millionen Euro in den Hochwasserschutz gesteckt wurden. Bürgermeister Harald Heuer fühlt sich allein gelassen. „Das Land verweist darauf, dass man nicht zuständig sei, weil es sich nicht um Küstenschutz handele“, sagt er. „Es wäre schön, wenn sich der Ministerpräsident jetzt mal die Elbe angucken würde. Sie steht bei uns am Deich und an den Häusern“, klagt Heuer.

Bettina Kalytta, die Leiterin des örtlichen Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA), geht davon aus, dass der Pegelstand mindestens acht Meter erreicht, „unkritisch für die Stadt“. Aber das Wasser schwappt bereits jetzt zwischen den historischen Altstadthäusern und soll noch eine Woche lang steigen. dpa/taz