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Archiv-Artikel

Vortritt für die Dame

ARD ernennt erste Generalsekretärin. Ansonsten ist in Sachen Führungspersonalien weiter nichts entschieden

Von HPI

„Eine unergiebige Pressekonferenz, oder?“, grinste der ARD-Vorsitzende Thomas Gruber in die Runde der versammelten Journalisten. Ja, ziemlich. Denn außer der inoffiziell längst bekannten Ernennung von Verena Wiedemann zur ersten Generalsekretärin hatte die an das Intendanten-Treffen anschließende Pressekonferenz der ARD gestern in Potsdam nichts Neues zu bieten.

Dabei steht beim Ersten der Austausch fast der gesamten Führungsriege an. Von Intendantenwahlen bei NDR, SWR und WDR mal ganz abgesehen, tritt dieses Jahr noch Chefredakteur Hartmann von der Tann ab und wird durch Thomas Baumann vom ARD-Hauptstadtstudio ersetzt. Nächstes Jahr läuft der Vertrag von Programmdirektor Günter Struve aus, und auch der ARD-Vorsitz muss dann turnusmäßig neu besetzt werden. Aber statt über diese Schlüsselpositionen zu entscheiden, ließ man der Dame den Vortritt und Verena Wiedemann viel Zeit, wenig Konkretes über ihren neu geschaffenen Job zu sagen.

Fest steht zumindest, dass das Generalsekretariat räumlich in Berlin und inhaltlich beim ARD-Vorsitz angesiedelt ist. Da dieser alle zwei Jahre wechselt, soll mit der Generalsekretärin personelle Kontinuität in der Führungsspitze gesichert werden. Außerdem soll Wiedemann Ansprechpartnerin für Presse und Politik sein sowie als Lobbyistin in ARD-Angelegenheiten nach allen Seiten wirken. Was nach Kleinkram klingt, dürfte für die promovierte Juristin einen Haufen Arbeit bedeuten – schließlich steht das deutsche System der Gebührenerhebung bzw. -erhöhung beim Verfassungsgericht in Karlsruhe wie auch bei der EU-Kommission in Brüssel auf dem Prüfstand. Und zu der GEZ-Pflicht für internet-taugliche Computer sowie dem Streit um Satellitengebühren stehen auch noch handfeste Auseinandersetzungen mit Gebührenzahlern und Satellitenbetreibern ins Haus.

Dass Wiedemann da einen kühlen Kopf behält, dürfte aber unstrittig sein. Als langjährige Leiterin des ARD-Verbindungsbüros in Brüssel ist die 48-Jährige darin erprobt, politischen Druck sowohl auszuhalten als auch auszuüben. Wie viel Gestaltungsspielraum sie erhalten wird, hängt letztlich aber von der Besetzung der anderen Positionen an der ARD-Spitze ab. Erst nachdem die geklärt ist, wird sich auch der Zuschnitt (und der Sinn) von Wiedemanns Stelle bestimmen lassen. HPI