Osterode im Kosovo

ROMA Eine Ausstellung und eine Filmreihe im Rahmen des Internationalen Tag der Roma beschäftigen sich mit der Situation von Kriegsflüchtlingen aus dem Kosovo

„Ohne Heimat“ ist noch bis zum 30. April in der Krimibibliothek der Zentralbibliothek zu sehen.

■ Am 27. 4., 18 Uhr spricht Dr. K. von Hagen im Wallsaal der Zentralbibliothek über Zigeunerfiguren in Literatur, Film und Oper.

■ Am 20., 21. und 28. April ist im Cinema die Reihe „Balkan Cinema: Fokus Roma“ zu sehen. Das Programm im Internet: www.cinema-ostertor.de.

VON ANDREAS SCHNELL

In Bremen leben rund 350 geduldete Roma (Stand: Februar 2010), die vor dem Krieg im zerfallenden Jugoslawien und nicht zuletzt im Kosovo geflohen sind. Bundesweit sind über 10000 Menschen betroffen. Einige sind seit über zehn Jahren hier, ihre Kinder sind hier aufgewachsen.

Zum Internationalen Tag der Roma am 8. April zeigen der Verein Zuflucht e.V. und der Flüchtlingsrat Bremen in der Zentralbibliothek die Ausstellung „Ohne Heimat – Bilder aus dem Kosovo und Montenegro“ mit Photos des Journalisten und Mitarbeiters des Bayrischen Flüchtlingsrats Stephan Dünnwald, die Einblicke in die Umstände gewährt, mit denen die Flüchtlinge nach ihrer Abschiebung zu rechnen haben. Seitdem das Rücknahmeabkommen zwischen Deutschland und Kosovo ratifiziert wurde (taz berichtete), droht ihnen ein Leben in Armut.

Dünnwald bereiste im September 2009 Kosovo und Montenegro und besuchte zehn Roma-Familien mit insgesamt 47 Personen. Während dieser Reise entstanden die Fotos für „Ohne Heimat“. Die Ausstellung ist klein. Aber die Bilder sprechen eine deutliche Sprache: zerstörte Häuser, für deren Wiederaufbau die Mittel fehlen; Baracken, die wir eher in den Favelas von Rio de Janeiro vermuten würden, rudimentäre Infrastruktur.

Zudem, auch darüber informiert die Ausstellung, ist die Gesundheitsversorgung mangelhaft, Gelegenheiten zum Gelderwerb gibt es nur wenige, die staatliche Unterstützung deckt nicht annähernd den täglichen Bedarf, der Schulbesuch wird erschwert durch die mangelhafte Infrastruktur. Im „Camp Osterode“ in Nord-Mitrovica im Kosovo sind die zurückgeführten Roma in einer ehemaligen Kaserne untergebracht, der Boden ist mit Blei kontaminiert. Marc Millies, Mitinitiator der Ausstellung, sagt: „Dazu kommt, dass Roma im Kosovo auch sozial ausgegrenzt werden. Eine Rückkehr in Sicherheit und Würde ist das nicht.“

Aber es gebe auch Anlass zu Hoffnung: „Zu Ostern gab es einen parteienübergreifenden Appell mit prominenten Unterzeichnern, die ein Ende der Abschiebungen fordern“, sagt Millies. „Es gibt gute Erfahrungen mit Integration. Und es gab einen Beschluss der Innenministerkonferenz, der es Flüchtlingen erlaubt, in Deutschland zu arbeiten, was ihre Abschiebung eventuell verhindern kann.“

Das Filmfestival „Balkan Cinema: Fokus Roma“ will uns aber auch andere Bilder zeigen – von einer Region mitten in Europa, aber auch von einer Kultur, die den meisten Menschen in Deutschland nur als Zerrbild bekannt ist: Von „Carmen“ bis zu Alexandras „Zigeunerjunge“ zieht sich ein Bild vom „Zigeuner“ durch die westeuropäische Kulturgeschichte, das gelegentlich liebevoll romantisierend erscheinen mag, aber stets noch die gesellschaftliche Ausgrenzung von Sinti und Roma verbrämte. Die Filmreihe, veranstaltet von Terra Nostra e.V., wird bis zum Jahresende fortgesetzt.