: Fakten geschaffen
STRAHLENMÜLL Zwei Kammern des maroden Salzstocks Asse sind mit Spezialbeton verfüllt worden – zur Stabilisierung, heißt es. Kritiker sehen nun die Rückholung des Atommülls in Gefahr
Das Bundesamt für Strahlenschutz hat die Zugänge zu zwei Kammern mit Atommüll in der Asse mit Spezialbeton verfüllt. Zur Stabilisierung des maroden Salzstocks bei Wolfenbüttel, heißt es. Der Asse-II-Koordinierungskreis sieht damit die Rückholung des Atommülls aus dem Lager in Gefahr.
Die Verfüllung von einzelnen Schächten ohne ausreichende Drainagen sei problematisch. „Das Bundesamt für Strahlenschutz provoziert mit den Verfüllungen, dass sich Laugen in den Kammern sammeln und radioaktiv kontaminiert werden“, sagte Udo Dettmann vom Koordinierungskreis am Mittwoch in Hannover. Der Koordinierungskreis, ein Netzwerk von BürgerInnen aus der Umgebung, forderte den Betreiber auf, jegliche Verfüllungsmaßnahmen zu unterlassen, bis ein endgültiges Rückholungskonzept vorliege. Dieses Konzept soll voraussichtlich im Oktober vorgelegt werden.
In den vergangenen Wochen hatte das Bundesamt für Strahlenschutz vor zwei Einlagerungskammern die Zugänge zubetoniert, nach eigenen Angaben aus Stabilitätsgründen. Die Rückholung der rund 126.000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktivem Atommüll bleibe aber möglich, hieß es.
Der Koordinierungskreis bezweifelt das, da der Betonkern vor den Kammern im Falle einer Kontaminierung durch radioaktive Lauge nicht einfach wieder aufgebohrt werden könne. Fehlende Drainagen und andere Möglichkeiten, die Flüssigkeit abzupumpen, gefährde solche Bohrungen. „Es ist ein fundamentaler Fehler erfolgt“, sagte Dettmann.
Das Bundesamt für Strahlenschutz weist die Kritik zurück. „Drainagen werden eingebaut, wo dies erforderlich ist“, sagte ein Sprecher. Die Verfüllung und die Stabilisierung schaffe die Voraussetzung für die Rückholung des Atommülls.
Täglich laufen rund 12.000 Liter Wasser in die Asse. Der Großteil davon kann oberhalb der 750-Meter-Sohle abgefangen werden. Trotz umfangreicher Abpumpmaßnahmen kommt es an einigen Stellen aber zu nicht kontrollierbaren Laugenzuflüssen. (dpa)