WOCHENÜBERSICHT LAUTSPRECHER : Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Heute Abend wird im Versammlungsraum des Mehringhofs über die politischen Zustände in Russland diskutiert, und zwar vor allem über die Möglichkeiten der russischen Opposition unter den Bedingungen der „gelenkten Demokratie“. Immer wieder hören wir, dass die russische Regierung in die Medienlandschaft hineinregiert, kritische JournalistInnen werden von Nationalisten, deren Aktivitäten der Regierung nicht unlieb sind, massiv bedroht, Gesetzesbrüche regierungsnaher Personen werden jedoch zugleich verharmlost. Inwieweit ist Russland überhaupt als Demokratie zu bezeichnen und inwiefern ist es für die Opposition dennoch möglich, ihre Standpunkte öffentlich zu machen? Mit den JournalistInnen Evgenij Fajzullin, Vlad Tupikin und Ute Weinmann ist das Podium beeindruckend prominent besetzt. Morgen wird im Familiengarten die Kampagne „Integration? Nein danke!“ vorgestellt, mit deren Hilfe verschiedene linke und antirassistische Gruppen ihrem Protest gegenüber der Unterwerfung unter ein Kulturbild Luft machen, die von Deutschen mit migrantischem Hintergrund verlangt wird. Wenn das bedeutet, dass man nicht den Multikulti-Irrtum begeht und daher die universellen Menschenrechte aufgibt (zum Beispiel mit Aussagen wie „Homophobie in anderen Kulturen ist okay, die dort sind so …“), dann ist dieser Protest ganz richtig. Am Donnerstag dann wird das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung zum Ort eines wahrscheinlich sehr interessanten Vortrags von Stathis Kouvélakis in englischer Sprache, der die jüngsten sozialen Bewegungen in Frankreich analysiert hat und dabei neue Klassenkämpfe ausgemacht haben will. Na, hoffen wir allerdings, dass nicht auch er jene antisemitische Bewegung, die sich gerade in der französischen neuen Linken einiger Beliebtheit erfreut, für einen Nebenwiderspruch hält.
■ Russland: Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, Mo., 20 Uhr
■ Integration: Familiengarten, Oranienstr. 34, Di., 19 Uhr
■ Vortrag: Wissenschaftszentrum, Reichpietschufer 50, Do., 17 Uhr