piwik no script img

Archiv-Artikel

Traurige Gedanken

FINNISCHER TANGO Mit dem ersten Festival außerhalb Finnlands überhaupt gratuliert der Musiker Timo Valtonen der finnischen Nationalmusik nächstes Wochenende zum 100. Geburtstag

Von MATT

Der argentinische Tango ist, folgt man der schönen Definition des argentinischen Dichters Enrique Santos, ein trauriger Gedanke, der getanzt werden kann. Dasselbe lässt sich auch von seinem finnischen Bruder behaupten, der sich im „Land der tausend Seen“ in den letzten hundert Jahren zur Nationalmusik und einem ganz eigenständigen Stil entwickelt hat. Denn der tanzbare Gedanke klingt hier meist noch einmal trauriger: Häufiger findet man ihn im Land mit der bestürzend hohen Selbstmordrate in Moll gefasst, häufiger steigen die Melodien hier herab statt hinauf und heißblütig getanzt wird er ebenfalls nicht.

In Hamburg macht sich seit fast zwanzig Jahren vor allem Timo Valtonen um die Popularität des finnischen Tangos verdient. Nicht nur als Gründer und Sänger des wunderbaren Quartetts Tangon Taikaa: 1995 veranstaltete Valtonen in der finnischen Seemannskirche sein erstes deutsch-finnisches Tango-Konzert. Seiner unermüdlichen Arbeit als deren Musiker, Kantor und Konzertveranstalter hat das Kulturzentrum es auch zu verdanken, dass es 1999 auf Platz acht der Liste der besten Hamburger Clubs gewählt wurde.

Nun gratuliert Valtonen dem finnischen Tango mit dem ersten Festival zu dessen Ehren außerhalb Finnlands überhaupt zum 100. Geburtstag. Von Freitag bis Sonntag präsentiert „FINtango“ unter der Schirmherrschaft des finnischen Kultregisseurs Aki Kaurismäki sechs Bands aus dem Land der Seen und Birken, darunter der „Tangokönig“ von 2009, Amadeus Lundberg.

Dazu gibt es DJ-Abende, Tanzkurse, die in die Eigenheiten der finnischen Variante einführen, und natürlich eine mobile Sauna. Über die Geschichte des traurigen Tanzens informiert außerdem eine von der „Grand Dame“ des finnischen Tangos, Maarit Niiniluoto, zusammengestellte Ausstellung in der Alfred-Schnittke-Akademie.  MATT

■ Fr, 27. 9. bis So, 19. 9., Alfred-Schnittke-Akademie, Altonaer Museum und Platz der Republik; Programm unter fintango.de