Freiburg schaukelt sich nach oben

TABELLENKELLER Freiburg gewinnt gegen Nürnberg und darf damit wieder an Klassenerhalt denken

Der Mann klang wie ein U-Bahn-Fahrer, der am Abendbrottisch berichtet, dass er seine Fahrgäste mal wieder ohne Stau und Gegenverkehr ans Ziel gebracht hat: „Wir haben heute das gemacht, was man von uns erwarten muss“, sagte Robin Dutt. Und: „Wenn man nicht den Anspruch hat, gegen einen direkten Konkurrenten zu gewinnen, kann man sich gleich für die Zweite Liga anmelden.“ Dann warf er einen Blick auf die aktuelle Tabelle, die ihm eine dienstbare Hand hingelegt hatte und legte knarzig nach, es sei „nichts passiert, wir sind immer noch Drittletzter.“

Allerdings ein Drittletzter, der nach Punkten auf Bochum und Nürnberg aufgeschlossen hat. Es ist noch gar nicht so lange her, da schienen beide Konkurrenten weit enteilt. Tief in seinem Inneren dürfte es in dem Trainer ähnlich getost haben wie bei Kapitän Heiko Butscher („wenn wir verloren hätten, wären wir wohl weggewesen“).

Doch Dutt, der sich auch nach den derbsten Niederlagen stets vor die Mannschaft stellt, sieht sich als ein Fußballlehrer, der eine Mannschaft begleitet wie ein Vater die Schaukelversuche seines Kindes. Wenn dem die Kräfte schwinden, schubst er es an, wenn es übermütig wird, bremst er den Schwung ab.

Auf dem Platz ging es an diesem sonnigen Samstagnachmittag allerdings einigermaßen schwungvoll zu. Schon nach 29 Sekunden hatte der SC seine erste Chance (Mohamadou Idrissou), nach vier Minuten stand es durch ein Eigentor von Dominic Maroh 1:0. Und hätten sich die Freiburger beim Vergeben allerbester Torchancen nur ein klein bisschen weniger kunstvoll angestellt – die Nürnberger wären zur Halbzeit wohl ähnlich deprimiert in die Kabine gegangen wie drei Stunden später die Hannoveraner in der Allianz Arena. Auch das kommentierte Dutt ungerührt: „Dass wir unsere Chancen nicht nutzen, gehört wohl zu unserem Spiel.“ Es reichte ja schließlich auch dennoch. Weil Winter-Neuzugang Cissé bereits das 2:0 (60.) erzielt hatte, als Maroh in der 79. Minute das richtige Tor traf, ging der SC als Sieger vom Platz.

Sehr viel Grund für Selbstzweifel hatte hingegen der Gast aus Nürnberg. Nach dem sehr ordentlichen Heimspiel gegen Wolfsburg war die Mannschaft nicht wiederzuerkennen. Hochgradig verwirrt agierte man in der Abwehr, in der vor allem die beiden Innenverteidiger Andreas Wolf und Maroh froh waren, als Schiedsrichter Lutz Wagner endlich abpfiff. Ein Spiel nach vorne fand nicht statt. Lediglich in den letzten zehn Minuten ging es etwas agiler zu.

„Eine verdiente Niederlage“ hatten deshalb außer Coach Dieter Hecking auch alle Club-Spieler gesehen. Deren Bester, Keeper Raphael Schäfer, mochte dem deprimierenden Auftritt allerdings immerhin einen positiven Aspekt abgewinnen: „Vielleicht ist es gut, dass wir jetzt wieder unter Druck geraten sind“, fand er, „das kann die Konzentration erhöhen.“

„Trendwende“ in Sicht

Beim SC Freiburg, der am kommenden Sonntag gegen den VfL Wolfsburg erneut Heimrecht hat, flochten Spieler und Trainer einen anderen Aspekt merkwürdig prominent in ihre Reden ein. Sie wissen, dass sie längst gerettet wären, wenn sie gegen Hannover 96, Hertha BSC Berlin und den VfL Bochum zu Hause nicht nur einen Punkt geholt hätten. Und freuen sich deswegen umso demonstrativer über eine angebliche „Trendwende“ (Butscher): „Sieben Punkte haben wir aus den letzten drei Heimspielen geholt“, jubelte Mittelfeldmann Julian Schuster. „Wir sind wiedererstarkt.“ CHRISTOPH RUF, FREIBURG