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Archiv-Artikel

Frischfisch bleibt auf Eis

WIRTSCHAFT Luftfracht am Boden. Messe chartert Busse. CO2 gespart

Immerhin: Die weltgrößte Industriemesse in Hannover findet statt. Darauf wiesen am Wochenende die Veranstalter auf ihrer Homepage im Internet hin. „Trotz erheblicher Behinderungen im internationalen Luftverkehr wird die Hannover Messe 2010 wie geplant ausgerichtet“, hieß es dort. Der italienische Wirtschaftsminister wollte am Sonntag aus Rom mit dem Auto anreisen, um am Abend die Messe zu eröffnen. Ausstellern, die wegen der Vulkanwolke irgendwo in Europa gestrandet sind, bot die Messegesellschaft einen Shuttle-Service mit Bussen an. Ein ähnlicher Service für Besucher wird zumindest in Erwägung gezogen. Denn klar ist: Wer nicht auf der Messe ist, wird dort auch keine Kontakte knüpfen oder Aufträge vergeben.

Doch es geht nicht nur um die Geschäftsleute, die nicht mehr fliegen können. Allein in Deutschland werden pro Jahr über drei Millionen Tonnen Luftfracht ein- oder ausgeladen, fast 90 Prozent davon in Frankfurt am Main. Vor allem leicht verderbliche Güter wie Medikamente, die gekühlt werden müssen, oder Lebensmittel kommen mit dem Flugzeug nach Frankfurt. „Wir setzen hier mehr Frischfisch um als der Hamburger Hafen“, sagte ein Sprecher des Flughafenbetreibers Fraport. Dort hatte man sich am Mittwoch noch darüber gefreut, dass die Krisenzeiten vorbei sind und im März 207.000 Tonnen Fracht umgeschlagen wurden. Dann kam die Wolke.

Wie hoch der wirtschaftliche Schaden sein wird, lässt sich nicht beziffern. Europas Luftfahrtindustrie allein geht davon aus, dass ihr insgesamt rund 100 Millionen Euro pro Tag an Einnahmen verloren gehen, doch dabei dürfte es nicht bleiben, allein der Handel dürfte bald den fehlenden Nachschub spüren.

Positiv hingegen fällt die Bilanz der Klimaschützer aus. Nach einer Schätzung der Umweltorganisation Germanwatch, die das Internetportal wir-klimaretter.de am Sonntag veröffentlichte, wurden der Atmosphäre bislang zwei Millionen Tonnen Kohlendioxid durch die europaweite Flugpause erspart. STEPHAN KOSCH