piwik no script img

Archiv-Artikel

Streik nach Ostern?

IG Metall und Arbeitgeber kommen nicht zusammen. Sie halten Einigung vor Ostern für unwahrscheinlich

FRANKFURT ap Ein Arbeitskampf in der Metall- und Elektroindustrie rückt näher. IG-Metall-Chef Jürgen Peters schloss am Wochenende eine Einigung im Tarifstreit auf der Basis des Arbeitgeberangebots von zweimal 1,2 Prozent und Einmalzahlungen kategorisch aus. Peters kündigte eine Entscheidung über eine Urabstimmung nach Ostern an. Gesamtmetall-Chef Martin Kannegiesser hält einen Abschluss vor den Feiertagen für unwahrscheinlich.

Die Verhandlungen sollen heute für die Tarifbezirke Baden-Württemberg, Niedersachsen sowie für Hessen, Rheinland-Pfalz, Thüringen und das Saarland fortgesetzt werden. Vor Ostern folgen dann noch weitere Gespräche für Nordrhein-Westfalen, Bayern und Osnabrück-Emsland. Peters sagte, wenn die Arbeitgeber „am Verhandlungstisch tatsächlich nur mit 1,2 Prozent kommen, ist das lächerlich“. Zur Frage einer Urabstimmung erklärte er: „Das geschieht, wenn die regionalen Tarifkommissionen die Faxen dicke haben und zu dem Ergebnis kommen, dass sich in den normalen Gesprächen nichts bewegt.“

Die Streikbereitschaft unter den insgesamt rund 3,4 Millionen Beschäftigten der Branche bezeichnete Peters als hoch: „Ich kann mich nicht retten vor Angeboten, wer alles streiken will.“ Er wies den Vorwurf zurück, die von der IG Metall geforderte Lohnsteigerung um 5 Prozent führe zu Jobverlagerungen ins Ausland: „Deswegen zieht kein Unternehmen nach Osteuropa.“ In der Regel investierten Unternehmen in anderen Ländern, um Märkte zu erschließen. Wer glaube, nur wegen der Löhne sein Glück im Ausland zu finden, den könne niemand aufhalten – nicht einmal mit einer Lohnsenkung.

Der bayerische IG-Metall-Bezirksvorsitzende Werner Neugebauer sagte, allein in seinem Bundesland könnten in 116 Betrieben 150.000 Beschäftigte die Arbeit niederlegen. Das 1,2-Prozent-Angebot der Arbeitgeber plus Einmalzahlungen „stammt aus dem Land Liliput“, sagte Neugebauer. Die IG Metall in Bayern werde für den Fall, dass die Arbeitgeberseite nicht nachgebe, nach Ostern das Scheitern der Verhandlungen erklären und die Urabstimmung über Arbeitsniederlegungen beantragen.

Arbeitgeber-Chef Kannegiesser warnte vor den Folgen einer Hängepartie im Tarifstreit. „In den nächsten drei, maximal vier Wochen müssen wir zusammenkommen, sonst ist das mit den bisherigen Möglichkeiten des Flächentarifvertrages nicht mehr machbar.“ Bei längeren Verhandlungen rechnet er nach eigenen Worten mit vermehrten Austritten von Betrieben aus der Tarifbindung: „Dann werden die Unternehmen unruhig und gehen ihre eigenen Wege.“ Einen Abschluss vor Ostern halte er aber für wenig wahrscheinlich.