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Archiv-Artikel

Väter gegen Vorurteile

Die Arabische Eltern-Union hat in Kreuzberg und Wedding zwei Vätergruppen gegründet. Damit soll der Dialog zwischen Eltern und Schule verbessert werden. Für Schulsenator Böger ein Beispiel für gelungene Integration

Klaus Böger (SPD) ist derzeit noch stärker als sonst um gute Schlagzeilen bemüht: Schließlich sah der Schulsenator in der Debatte um die Zustände an der Rütli-Schule in Neukölln nicht allzu gut aus. Vielleicht war das der Grund, warum Böger gestern ein Beispiel für gelungene Integrationsbemühungen präsentierte: die Arabische Eltern-Union (AEU). Der Verein hat zwei Vätergruppen in Kreuzberg und Wedding eingerichtet, die sich um einen besseren Dialog zwischen Eltern und Schule bemühen. In diesen Gruppen werden auch pädagogische Fragen wie der Umgang mit Auseinandersetzungen in den Familien diskutiert.

Die AEU gibt es seit 1989 in Berlin. Schwerpunkte der Vereinsarbeit sind Beratungen für Familien und Jugendliche mit Migrationshintergrund in Fragen des Aufenthaltsrecht, Arbeitserlaubnis sowie Schul- und Ausbildung. „Für arabische Eltern ist es wichtig, dass ihre Kinder gut Deutsch sprechen und gute schulische Abschlüsse erhalten“, betonte der Vorsitzende Mahmoud El-Hussein und spielte damit auf in der Debatte um die Rütli-Schule mehrfach geäußerte Vorurteile an. Nach Angaben der Schulbehörde gibt es in Berlin rund 4.000 Schulkinder aus arabischen Ländern. Besonders stark vertreten: Libanon, Irak sowie Palästina.

El-Hussein glaubt, dass Integration im Kleinen beginnt: „Wir übersetzen Briefe aus der Schule, die zum Besuch des Elternabends einladen.“ Eltern werden bei Hausbesuchen und Einzelgesprächen dazu animiert, Termine in der Schule wahrzunehmen. Zweimal im Monat treffen sich die Vätergruppen und diskutieren über pädagogische Konzepte und Ideen, aber auch über politische Themen wie das Zuwanderungsgesetz.

Abu Lil Jihad besucht die Kreuzberger Vätergruppe. „Wir wollen, dass unsere Kinder erfolgreich sind“, sagte der gebürtige Palästinenser. Man könne dem Nachwuchs mit den Initiativen helfen, „einen Weg in die Zukunft zu bauen“. Der 48-Jährige lächelte, als er hinzufügte: „Wenn sie ins Ausland gehen, können sie Deutschland gut vertreten.“

Unterstützt wird die Initiative vom Arbeitskreis Neue Erziehung. „Diese Vätergruppen haben eine wichtige Brückenfunktion“, erklärte die Vorstandsvorsitzende Heidemarie Arnhold. Im Klartext: „Sie verbessern die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Schule.“ Diese Maßnahme sei besser, als Bußgelder aufzuerlegen, betonte sie. Der von öffentlichen Geldern unterstützte Verein besteht seit 1949 und setzt sich seit den 70er-Jahren intensiv für einen Dialog mit Migranteneltern ein. Arnold bat um direkte Hilfe für diese Initiativen von Zuwanderern: „Wir benötigen Lesepaten, die arabischen Kindern in deutscher Sprache vorlesen.“ Zudem sei man auf Spenden für Bücher und Mobiliar angewiesen.

Für Senator Böger sind diese Eigeninitiativen wichtiger Bestandteil der Integrationsbemühungen: „Der leichteste Zugang zu den Einwanderern erfolgt über die Migrantengruppen.“ Es sei ein Potenzial vorhanden, das nur genutzt werden müsse – „und bei dem wir nur gewinnen können“. KAYS AL-KHANAK